192 Stolpersteine rufen NS-Opfer ins Gedächtnis Münster - Dass der Sozialwissenschaftskurs der Zehntklässler der Paul-Gerhardt-Realschule die Patenschaft für zwei Stolpersteine übernommen hat, die an das Schicksal von Kurt und Meta Seelig erinnern sollen, ist kein Zufall: 1939 musste die Familie Seelig ihr Wohnhaus An den Bleichen verlassen und in ein „Judenhaus“ umziehen. Es befand sich an der Jüdefelderstraße, genau dort, wo heute der Hof der Paul-Gerhardt-Realschule liegt. Gunter Demnig (l.) verlegte gestern unter anderem An den Bleichen zwei Am 13. Dezember 1941 wurde Kurt und Meta Seelig von den Nationalsozialisten ins Ghetto Riga deportiert, wo sie wenig später ums Leben kamen. Vor dem Haus Stolpersteine, die von An den Bleichen 15, dort also, wo die Familie vor ihrem erzwungenen Umzug ins Schülern der Paul-Gerhardt-Realschule gestiftet wurden. Judenhaus wohnte, erinnern nun zwei neue Stolpersteine an ihr Schicksal – (Foto: -kal-) gestiftet von den Schülern im Rahmen der Aktion „50 gute Taten“ anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Schule. Am Mittwoch wurden die Steine verlegt – vom Kölner Künstler Gunter Demnig, auf den die Stolperstein-Idee zurückgeht. Über 20 dieser kleinen Gedenksteine mit Messingplatte setzte er am Mittwoch in münsterische Bürgersteige, ihre Gesamtzahl erhöht sich damit auf 192. Am Bohlweg 2 wird an Wilhelm D. erinnert, der im Zuge einer „Euthanasie“-Aktion ermordet wurde, an der Münsterstraße 49 in Wolbeck an Selma Pins, die auf einem Todesmarsch umkam. Weitere Steine liegen nun an der Achtermannstraße 13 (Siegfried und Helene Wolffs), Hermannstraße 44 (Nathan und Gertrud Hirschfeld, Karla Khan), Jüdefelderstraße 42 (Scheindel und Moses Klausner), Sonnenstraße 51 (Adolf und Frieda Steinweg, Julie Steinmann), Hans-Inger-Straße 42 (Alex Ruth Rehe und Emma Alexander), Herwarthstraße 11 (Jenny und Moses Abt) und Wörthstraße 16 (Frieda und Ingeborg Grünwald). Sie alle wurden während der NS-Zeit ermordet. Erst in November 2009 wird Gunter Demnig erneut nach Münster kommen – bis dahin ist er nach eigenen Angaben ausgebucht. Mittlerweile hat er in Deutschland, Österreich und Ungarn mehr als 15.000 Stolpersteine verlegt, ein Ende sei nicht absehbar. VON MARTIN KALITSCHKE, MÜNSTER 05 · 06 · 2008 URL: http://www.westfaelische-nachrichten.de/lokales/muenster/nachrichten/?em_cnt=270730&em_loc=327 © Westfälische Nachrichten - Alle Rechte vorbehalten 2008