Do., 01.09.2011 Steinfurt Albert Heimann war Bürgerschütze Von Axel Roll Borghorst - Im schlimmsten Fall wären es zwei Konkurrenzveranstaltungen geworden. Keine 50 Meter voneinander entfernt. Auf dem Platz Auf dem Schilde hätten die Bürgerschützen am übernächsten Sonntag den Festumzug zur Weihe der neuen Fahne mit einem Platzkonzert enden lassen. An der Lechtestraße hätte zeitgleich die Initiative Stolpersteine die Tafel zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Borghorst enthüllt. Von Konkurrenz kann inzwischen überhaupt keine Rede mehr sein. Nein, Bürgerschützen und die ehemalige jüdische Gemeinde haben sogar gemeinsame Berührungspunkte entdeckt, die am 11. September in der Öffentlichkeit deutlich werden sollen. Von den Gemeinsamkeiten hätten beide Gruppen wahrscheinlich nie erfahren, wenn nicht die Veranstaltungen auf den selben Tag gelegt worden wären. So waren die Organisatoren gezwungen, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzten, was Josef Bergmann von der Stolperstein-Initiative, Jürgen Saerbeck als Zweiter Vorsitzender der Bürgerschützen und Vereinigten-Präsident Alfred Voges auch taten. Josef Bergmann regte dabei an, den Schützenzug an der Gedenkstätte vorbeiziehen zu lassen. Schließlich sei doch auch ein Jude einmal König bei den Bürgern gewesen. Er hatte nämlich davon ge-lesen, dass der später deportierte Albert Heimann einmal König bei den Bürgerschützen gewesen sei. Jürgen Saerbeck recherchierte im Vereinsarchiv, schaute bei den Königsschildern nach - und konnte den Namen Heimann nirgendwo entdecken. „Damit wollten wir uns aber nicht zufrieden geben“, erzählte Josef Bergmann. Er ging selbst auf die Suche. Und wurde im Stadtarchiv fündig. Dort fand er eine Aufstellung, aus der hervorgeht, dass Albert Heimann 1920 bei den Bürgern den Vogel von der Stange schoss. Sein verschwundenes Königsschild trug den Spruch: „Nach schwerer Zeit, erstand erneut der Schützen Herrlichkeit. Schöner noch als vor dem Krieg, weil alt und jung vereinigt sich.“ Jürgen Saerbeck kann über die Gründe, warum Heimann in den vereinseigenen Akten nicht mehr auftaucht, nur spekulieren. Vielleicht ist in den Wirren der Vereinigung der Bürger-Junggesellen mit den alten Bürgern das Königsschild verloren gegangen. Der Nachweis ist jedenfalls für alle Beteiligten erbracht. Alfred Voges freut sich: „Eine tolle Sache, dass auf diesem Wege eine für die Bürger sehr interessante historische Verbindung gefunden wurde.“ Im Anschluss mussten die beiden Veranstaltungsprogramme nur noch aneinander angepasst werden: Die Enthüllung der Tafel findet bereits um 10 Uhr statt. Die Bürger marschieren nach dem Kirchgang zur Lechtestraße, halten dort kurz inne. Alfred Voges wird dann in seiner Doppelfunktion als Vereinigter und stellvertretender Bürgermeister eine kleine Ansprache halten. Josef Bergmann spricht aus, was alle Beteiligten denken: „Damit setzen die Bürgerschützen ein deutliches Zeichen.“