„An der Geschichte dranbleiben“ Borghorst/Münster. Die Recherchen der Bürgerinitiative „Stolpersteine“ hat Andreas Determann natürlich verfolgt: „Als meine Mutter noch lebte, hat sie mir jeden Zeitungsartikel zugeschickt.“ Doch auch danach weiß der Geschäftsführer der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, was sich in seiner alten Heimat tut. Schließlich beschäftigt sich der 51-Jährige seit, man kann schon sagen Jahrzehnten, mit der deutsch-jüdischen Geschichte. Nach seinem Abitur am Borghorster Gymnasium studierte Andreas Determann Geschichte und Sozialwissenschaften an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. „Da war der Nahost-Konflikt ein Thema.“ Und später dann die deutsch-jüdische Vergangenheit. Weil er sein theoretisches Wissen gerne ganz praktisch umsetzen wollte, hat Determann parallel zum Studium bei einer Ausstellung „Deutsche Juden und deren Beitrag zur deutschen Kultur“ mitgearbeitet: „Als 1988 eine Präsentation über die Geschichte der Juden in Münster geplant wurde, hat man mich gefragt, ob ich das Projekt nicht leiten wollte.“ Determann hat Ja gesagt. Und weil ein neuer Geschäftsführer für die Gesellschaft gesucht wurde, klopfte der Vorstand erneut bei dem gebürtigen Borghorster an, der den Posten übernahm: „Zunächst ehrenamtlich“, betont Determann. Doch das Interesse vor allem an der jüdischen Geschichte stieg – und damit auch die Mitgliederzahl. Von 250 auf inzwischen 600. „Nebenbei waren die Aufgaben gar nicht mehr zu schaffen.“ Determann wurde 1990 hauptamtlicher Geschäftsführer. Als dieser war er auch schon zweimal in Borghorst, bei der Verlegung der Stolpersteine. Eine Initiative, die der Historiker gut findet. Auch, wenn die Auffassungen über diese Form des Gedenkens sicher unterschiedlich sind: „Manche finden, dass man die Menschen so erneut im wahrsten Sinne mit Füßen tritt.“ Für Determann überwiegt aber eindeutig das Positive. „Die Bürger setzen sich mit der Geschichte auseinander.“ Auch weil die Orte authentisch sind. „Bei einem Rundgang kommt man leichter ins Gespräch“, das weiß der Geschäftsführer aus eigener Erfahrung. Durch die Arbeit der Stolperstein-Initiative hätten die Borghorster Juden zudem ein Gesicht bekommen. Und so würden sie auch nicht vergessen. Abgesehen von den historisch-wertvollen Ergebnissen der Arbeit, glaubt Determann aber auch, dass das generationenübergreifende Engagement wertvoll ist für eine Stadt: „Dass ein Alfred Homann mitmacht, ist hochspannend.“ Zumal, und da sieht Determann eine wichtige Herausforderung für die Zukunft: „Die Zeitzeugen werden immer weniger.“ Die Frage, die sich stellt: „Wie gehe ich dann an diese Thematik heran?“ Der Geschäftsführer der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit will deshalb neue Formen finden, um das Interesse der Menschen zu wecken: „Wir müssen dranbleiben an unserer Geschichte.“ Das wünscht er sich übrigens auch für die Borghorster: „Was die Initiative bislang in so kurzer Zeit zusammengetragen hat, beeindruckt.“Wenn im kommenden Sommer alle Steine verlegt sind, ist Zeit für eine neue Aufgabe. Wenn’s um den Erhalt der Villa Heimann geht, wird Andreas Determann auf jeden Fall gehört werden. Dazu hat die Borghorster Stolperstein-Initiative bereits bei ihm angefragt. Montag, 24. Dezember 2007 | Quelle: Westfälische Nachrichten / Steinfurter Kreisblatt (Steinfurt)