So., 09.11.2008 Steinfurt Das Erbe lastet schwer Von Dirk Drunkenmölle Burgsteinfurt. „Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart. Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfällig für neue Ansteckungsgefahren“. Diese Worte von Richard von Weizsäcker haben die Ökumenische Eine-Welt-Gruppe, die Initiative Stolpersteine sowie Schüler des Arnoldinums am Jahrestag der Reichspogromnacht aufgenommen, um die Menschen auch in Burgsteinfurt zu mahnen, die Ermordeten und Verfolgten des Dritten Rei- ches nie zu vergessen. Sowohl bei der Gedenkfeier gestern Abend an der ehemaligen Synagoge in der Kautenstege als auch in der anschließenden Andacht zur Eröffnung der ökumenischen Friedens- dekade in der katholischen Pfarrkirche St. Johannes Nepomuk erinnerten die Sprecher der Gruppen daran, dass es, wie der Altbundespräsident sagte, Schuld oder Unschuld eines ganzes Volkes nicht gibt. Schuld sei, wie Unschuld, nicht kollektiv, sondern persönlich. Jeder, ob schuldig oder nicht, müs-se die Vergangenheit annehmen, müsse sich gegenseitig helfen, um zu verstehen, warum es lebens- wichtig sei, die Erinnerung wach zu halten. Die Vorfahren hätten ein schweres Erbe hinterlassen. Erinnert wurde insbesondere an Max und Hedwig Hirsch, die in der Rottstraße gewohnt haben, im De-zember 1941 nach Riga deportiert und dort mit Tausenden anderer Juden aus Westfalen ermordet wurden. Mit der Enkelin, Eva Wyman, die heute in den USA lebt, steht die Stolperstein-Initiative heute in Kontakt. Wyman musste mit ihrer Mutter, Dr. Edith Goldschmidt, im Alter von fünf Jahren über Genua nach Chile fliehen. Wyman ist dankbar, dass die Erinnerungen an ihre Großmutter und Mutter in Burgsteinfurt wach gehalten werden und wird, sofern es ihre Gesundheit erlaubt, im nächsten Jahr mit ihrem Sohn und dessen Töchtern nach Burgsteinfurt kommen, um die Orte zu besuchen, wo ihre Familie gelebt hat. „Wenn wir im nächsten Jahr Frau Wyman zum Willkommen die Hände reichen, werden wir Schritte aufeinander zugehen. Sie mögen ein Baustein der Brücke sein, die wir – die Nachgeborenen – wieder gemeinsam bauen wollten“, erklärte die Eine-Welt-Gruppe. Ursula Kunze kündigte darüber hinaus an, dass 2009 weitere Stolperstein in Burgsteinfurt verlegt werden. Sie rief die Bevölkerung auf, die Initiative in ihrer Arbeit zu unterstützen.