STEINFURTER NACHRICHTEN WN, Donnerstag, 2. juni 2005 Den Namen ein Gesicht geben „Stolpersteine": Erstes Treffen -gun- Borghorst. Nicht nur die bloßen Namen auf den Messingtafeln sollen an die Menschen erinnern. „Die Namen müssen auch ein Gesicht bekommen." Einzelheiten über das Leben der jüdischen Familien, die bis zu ihrer Deportation in Borghorst gewohnt haben, wollen die Mitglieder des Arbeitskreises Dokumentation zusammentragen. Dieses Ziel haben sie sich nach dem ersten Treffen der neu gegründeten Bürgerini tiative „Stolpersteine" gesetzt. Und auch die anderen Arbeitskreise machten am Dienstagabend gleich neue Termine aus, um unter anderem Kontakt mit dem Kölner Künstler Gunter Demnig aufzunehmen, Veranstaltungen zum Thema Judentum und Antisemitismus zu planen sowie Sponsorengelder aufzutreiben. 30 Interessierte, viel mehr als Initiator Alfred Homann je gehofft hatte, kamen ins Heimathaus. Allen ist wichtig, dass die Grausamkeiten des nationalsozialistischen Regimes gegen die jüdische Bevölkerung auch in Borghorst nicht vergessen werden. Einig waren sie sich aber auch, dass es gesicherte Informationen geben muss, welche Häuser im Besitz jüdischer Familien waren. Bevor die ‚Stolpersteine" als Mahnmal in den Bürgersteig eingelassen werden, will die Bürgerinitiative zudem das Gespräch mit den heutigen Eigentümern suchen. Wobei für alle klar ist: „Uns geht es allein darum, die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen." Insgesamt neun Immobilien sind zurzeit bekannt, in denen insgesamt 36 luden bis zum Abtransport ins Konzentrationslager Riga gelebt haben. Für jeden einzelnen von ihnen soll ein Stein gefertigt werden. „Die verschiedenen Listen werden wir abgleichen, um die größtmögliche Sicherheit der Daten zu erzielen." Rechtliche Probleme beim Verlegen der „Stolpersteine" sieht der Technische Beigeordnete Reinhard Niewerth, der sich privat für die Sache engagieren möchte, nicht: „Die Stadt ist Eigentümerin der Straßen." Niewerth will auch den Kontakt zu den Burgsteinfurtern herstellen, damit es vielleicht ein Projekt für die gesamte Stadt werden kann. Sponsorenläufe, Patenschaften, Lesungen — gleich. eine ganze Reihe Veranstaltungsideen kamen in der Runde zusammen. Was davon umgesetzt werden kann, wird der zuständige Arbeitskreis klären. Und auch in den Schulen soll nach Möglichkeit verstärkt die Zeit des Nationalsozialismus' in Borghorst thematisiert werden. Damit die Gelder ordnungsgemäß verwaltet werden, erklärte sich Heimatvereinsvorsitzender Bernhard Kerkering bereit, ein Konto mit dem Stichwort „Stolpersteine" zu eröffnen. Während die Arbeitskreise in den kommenden Wochen tagen wollen, um erste Informationen zu sammeln, ist die nächste Zusammenkunft der Bürgerinitiative für den 13. September terminiert. Treffpunkt ist dann wieder um 19 Uhr im Heimathaus. Für die Dokumentation sucht der Arbeitskreis Zeitzeugen, aber auch Material wie Briefe oder Fotos. Ansprechpartner sind Josef Bergmann (Telefon 20 42) und Dr. Friedrich Reinmuth (Telefon 13 41). Foto: -gun- Bildunterschrift: 30 Interessierte kamen zum ersten Treffen der Bürgerinitiative „Stolpersteine". Verschiedene Arbeitskreise wollen das Projekt voranbringen.