WN 27.07.2005 Den Schlüssel gab es bei Familie Bülter 31 Gräber auf dem Judenfriedhof -gun- Borghorst. Abraham Eichenwald ist 1929 gestorben, Das verrät die Inschrift auf dem Stein auch noch nach 76 Jahren. Sein Grab ist auf dem jüdischen Friedhof. Neben dem von Beer Heimann, Moses Gumprich und Bella Hertz. insgesamt 31 Ruhestätten sind heute noch auf dem Gelände an der Dumter Straße, direkt hinter den Bahngleisen zu entdecken. Der inzwischen verstorbene Karl Bülter berichtet 1987 in einem Artikel für die Borghorster Heimatblätter, dass seine Familie eine enge Beziehungen zu dem Judenfriedhof -gehabt habe. Vater Gustav Bülter hat 1904 zusammen mit seiner Frau Paula an der Dumter Straße gebaut. „Da mein Elternhaus in der Nähe des Judenfriedhofes lag, wurde der Schlüssel vom eisernen Eingangstor bei uns afbewahrt," Wenn Juden am Sabbat den Friedhof besuchen wollten, holten sie vorher den Schliissel bei den Bülters ab. Karl Bülters Vater war sehr mit Sigmund Eichenwald befreundet. Beide waren 1876 geboren und sind zusammen zur Schule gegangen. Da Gustav Büllter bereits mit zwölf Jahren Vollwaise geworden war, wuchs er in der Familie der Gastwirtschaft Kock - gegenüber dem heutigen Heimathaus - auf. Da auch die Eichenwalds mitten im Ort wohnten, entwickelte sich die Freundschaft zwischen Sigmund Eichenwald und Gustav Bülter, erinnert sich sein Sohn Karl. Die Zuständigkeit für den Schlüssel zum Friedhof wurde nach dem Ersten Weltkrieg zwischen der jüdischen Gemeinde und der Familie Bülter sogar vertraglich geregelt. In der Vereinbarung stand: 1. Der Schlüssel vom Eingangstor des Friedhofes wird bei Familie Bülter hinterlegt, 2. Die Familie Bülter hält den Friedhof sauber, Der mittlere Weg muss vorn Unkraut freigehalten und wöchentlich geharkt werden. 3. Die hohe Hecke muss zweimal im Jahr von der Familie Bülter geschert werden. 4. Die Familie Bülter ist berechtigt, des Gras auf dem Friedhof zu schneiden und zu heuen. Das trockene Gras konnten die Eltern von Karl Bülter gut gebrauchen, wie er 1937 schreibt: „Für die zwei Ziegen im Stall." 1935 wurde der Vertrag aufgelöst. Auf Drängen von Sigmund Eichenwald. Karl Bülter: "Er kam damals zu uns und holte den Torschlüssel ab.— -Sigmund Eichenwald wollte nicht, dass die Bülters aufgrund der Kontakte zu Juden Nachteile erleiden. Schon zuvor war Vater Bülter von den Nationalsozialisten als „Judenfreundlich" bezeichnet worden. In der Reichspogromnacht wurden 1938 viele Grabsteine auf dem Friedhof umgestoßen und beschädigt. Die Rissstellen sind noch zu erkennen. Um die Sauberkeit auf dem Judenfriedhof kümmern sich heute die Mitarbeiter des Baubetriebsamtes. Geld dafür gibt es auch von der Bezirksregierung: "Einmal im Jahr kommt ein Beauftragter der Jüdischen Gemeinde aus Münster, um den Zustand zu bewerten'. erklärt Josef Achterkamp. Leiter des städtischen Bauverwaltungsamtes: „Bislang sind wir immer für die gute Pflege gelobt worden.' 31 jüdische Ruhestätten gibt es heule noch auf dem Ge-lände an der Durnter Straße - darunter viele Namen be-kannter jüdischer Familien eure Burgnerst,