„Der Friedhof gehört den Toten und besteht ewig“ Gronau. 54 Grabsteine stehen auf Gronaus kleinem jüdischen Friedhof, der etwas erhöht an der Vereinsstraße liegt. Er war am Sonntagnachmittag Ziel einer großen Gruppe von Interessierten, die fachkundig von Norbert Diekmann informiert begleitet wurden. Die Initiative zum Besuch des Friedhofs ging vom ökumenischen Frauen-Bibel-Kreis aus, der sich in der letzten Zeit mit dem Judentum befasst hat. Diekmann berichtete, dass der Friedhof 1828 an dieser Stelle, die damals noch weit außerhalb der Ortschaft lag, angelegt worden war. Die letzte Beerdigung fand im Dezember 1936 statt. Die 70-jährige Sophie Steilberg, Haushälterin der jüdischen Familie Weyl, wurde damals zu Grabe getragen. Der Urgroßvater der Verstorbenen, Soistmann Berend, war 1783 in Ostwestfalen Opfer eines Raubmordes geworden. Sein Schicksal inspirierte Annette von Droste-Hülshoff zu ihrer Novelle „Die Judenbuche“. Viele Detailinformationen wie diese aber auch viele weitere Angaben zum jüdischen Leben und speziell zu den wenigen jüdischen Familien in Gronau und Epe hatte Diekmann parat. So hatten die Norbert Diekmann (l.) führte Juden in Gronau nur einen kleinen Betraum. Ihre Eper Glaubensbrüder jedoch hatten eine eigene die die Gruppe über den zweistöckige Synagoge an der Wilhelmstraße, zu der auch eine Mikwe, ein Ritualbad, gehörte. Der jüdischen Friedhof. (Foto: sw) 1907 entstandene prächtigere Eper Synagogenbau war wohl der Unterstützung der Familie Pagener zu verdanken, die eine Kunsthonigfabrik besaß. Die Nazizeit überlebten nur wenige Gronauer Juden. Teilweise tauchten sie in den Niederlanden unter. Dort habe sich, so Diekmann, ein reformierter Pastor als Judenretter erwiesen, indem er Geld bei den großen Textilfabrikanten „erbettelte“ und damit Verstecke der Untergetauchten finanzierte. Hauptthema war aber der jüdische Friedhof selbst. Die Grabsteine sind zumeist recht schmucklos und tragen teilweise sowohl hebräische als auch deutsche Inschriften. „Nach jüdischen Glauben“, erläuterte Norbert Diekmann, „gehört ein Friedhof den Toten und besteht ewig.“ Die Pflege des Geländes hat die Gronauer Stadtgärtnerei übernommen. Der Friedhof ist nicht allgemein zugänglich, sondern mit einem Tor verschlossen, kann aber nach Absprache besichtigt werden. Während des Besuchs wurde darauf hingewiesen, dass im Dezember in Gronau und Epe die „Stolpersteine“ verlegt werden sollen. Nach dem Vorbild anderer Städte sollen sie namentlich an Gronauer und Eper Juden erinnern, die dem Holocaust zum Opfer gefallen sind. VON SIGRID WINKLER-BORCK 14 · 10 · 08 URL: http://www.westfaelische-nachrichten.de/lokales/kreis_borken/gronau/?em_cnt=719542&em_loc=154 © Westfälische Nachrichten - Alle Rechte vorbehalten 2008