Di., 09.02.2010 Horstmar „Die Geschwister kehren zurück“ Horstmar/Billerbeck - 27. Januar - der Holocaust-Gedenktag in Deutschland: Ganz bewusst hatte sich die Städtische Realschule Billerbeck für den „Namenstag” ihrer Schule dieses Datum ausgesucht. An diesem Tag wurde die Städtische Realschule in „Geschwister-Eichenwald-Realschule“ umbenannt. Die Namensgebung geht zurück auf Rolf-Dieter Eichenwald, geboren 1936 und seine Schwester Eva, geboren 1937. Sie waren die Kinder von Otto Eichenwald, dem jüngeren Bruder von Ernst Eichen- wald, und seiner Frau Ruth Albersheim aus Billerbeck. Sie waren Cousin und Cousine von Helga Klion-Eichenwald und Gary Eichenwald. Das geht aus einer Pressemitteilung von Anna-Maria Vossenberg, Sprecherin der „Initiative Stolpersteine Horstmar“ hervor. „Otto und Ruth Eichenwald lebten zusammen mit den Eltern von Ruth im Haus Langestraße 13, Biller- beck, und führten hier ein Textilgeschäft. Wie überall in Deutschland entzog man auch ihnen sukzessive die Existenzgrundlage. Auch die Bürger Billerbecks wurden angehalten, nicht in jüdischen Ge- schäften einzukaufen. So war es nur eine Frage der Zeit, dass das Einkommen der Familie sich rapide verschlechterte und das Geschäft verkauft werden musste. Otto Eichenwald zog mit seinen beiden kleinen Kindern, seiner Frau und seinen Schwiegereltern nach Krefeld. Im November 1941 erhielt die Familie die Nachricht, dass sie zur Deportation in den Osten vorgese- hen sei. Am 11. Dezember 1941 wurden Ruth, Otto, Rolf-Dieter und Eva Eichenwald, zusammen mit insgesamt 1007 Menschen von Düsseldorf aus nach Riga deportiert. Otto Eichenwald kam in das KZ Salaspils. Den unmenschlichen Strapazen erlag er im Januar 1942. Am 2. November 1943 wurde Ruth mit dem siebenjährigen Rolf-Dieter und der sechsjährigen Eva nach Auschwitz deportiert. Wahr- scheinlich wurden sie dort gleich nach Ihrer Ankunft vergast“, heißt es in dem Pressetext weiter. Das Schicksal der Kinder Rolf-Dieter und Eva Eichenwald (ihr Vater kam aus Horstmar), denen es nach dem Willen eines grausamen Regimes nicht vergönnt war, eine glückliche Kindheit zu erleben und in der Geborgenheit einer Familie aufzuwachsen, hat eine Gruppe Schüler der Städtischen Real- schule in Begleitung ihres Lehrers bereits vor fast vier Jahren recherchiert und damit den Grundstein für die Namensgebung gelegt. Der Namenstag begann mit einem ökumenischen Gottesdienst im Dom. Anschließend fand in der Aula der „Geschwister-Eichenwald-Realschule” der feierliche Festakt statt. „Geschwister-Eichenwald-Realschule ist ein guter Name, der Identität stiftet und Zukunft schafft. Ich bin stolz auf diesen Namen,” betonte Schulleiterin Barbara van der Wielen. Prof. Gertrude Schneider, Historikerin aus New York und selbst Überlebende des Rigaer Gettos war der Ehrengast an diesem Tag. „Ein Tag wie dieser trägt dazu bei, dass die Wunde in meinem Herzen etwas weniger schmerzt”, erklärte sie. „Die Geschwister kehren zurück” - mit diesen Worten umschrieb Schülersprecherin Isabell Wilkens ih-re Freude und auch ihren Stolz darüber, dass ihre Schule nunmehr den Namen von Rolf-Dieter und Eva Eichenwald trägt.