WN, 4. April 2007 Er war für sie der „Onkel Doktor" Ernst Eichenwald behandelte Paula Mußmann Von Gudrun Niewöhner Borghorst/Nordwalde. Paula Mußmann freut sich auf den 25. April. Die 80-Jährige hatte nie damit gerechnet, Eva Eichenwald noch einmal zu begegnen. Umso überraschter war die Nordwalderin, als sie in der Weihnachtsausgabe der Westfälischen Nachrichten las, dass die Tochter von Elisabeth und Ernst Eichenwald als Eva Leveton in den USA lebt. Paula Mullmann hat sie auf dem Zeitungsfoto wiedererkannt: „Sie sieht aus wie ihre Mutter." An diese, aber vor allem an Dr. Ernst Eichenwald kann sich die Nordwalderin gut erinnern. Schließlich hat der Arzt ihr Leben maßgeblich mitentschieden. Schon ein Jahr nach ihrer Geburt erkrankte Paula Mußmann 1927 an einer schweren Form von Kinderlähmung. Es dauerte einige Zeit, bis ein Arzt die Viruskrankheit erkannte. Paula Mußmarms Eltern nahmen den Kampf gegen die Kinderlähmung auf und brachten ihre Tochter zu verschiedenen Experten: „Zufrieden waren sie nicht." Die Kleine machte nur wenige Fortschritie. Eher nebenbei gab der Viehhändler dem Vater, der Bauer ist und mit seiner Familie auf einem Hof im Scheddebrock lebt, einen Tipp: „Er meinte, wir sollten doch mal zu se-nem Neffen, Dr. Ernst Eichenwald, gehen." In ihrem Bemühen, alles zu tun, damit es Paula besser geht, fuhren die Eltern mit dem Mädchen zu dem jüdischen Arzt nach Münster. Die Praxis war in der Nähe des heutigen Stadttheaters. Fast acht Jahre behandelte Ernst Eichenwald die kleine Paula. Mindestens einmal pro Woche: „Erst musste ich immer unter die Höhensonne." Danach machte der Arzt Gymnastik mit dem Mädchen. Und fast jedes Mal gab es zur Belohnung ein Bonbon aus der Schreibtischschublade. ,,Das werde ich nie vergessen", sagt Paula Mußmann und schmun-zelt. So gegenwärtig .sind die Erinnerungen. Die Übungen und Massagen zum Muskelaufbau musste die Kleine zu Hause täglich wiederholen — zusammen mit einer Hofgehilfin: „Nur deshalb kann ich heute im Rollstuhl sitzen", ist Paula Mußmann überzeugt: „Sonst müsste ich bestimmt den ganzen Tag im Bett liegen: Dafür möchte die 80-Jährige seiner Tochter danken. Auch wenn fast 70 Jahre inzwischen vergangenen sind.