MZ, 15.12.2013 Karl Kamer Denkwürdige Aktion Erinnern an die Schrecken der Deportation BORGHORST Die Borghorster Christen hatten sich am 13. Dezember 1941 auf das Weihnachtsfest vorbereitet. Gleichzeitig traten ihre jüdischen Mitbürger an diesem eisig kalten Wintertag den langen und schrecklichen Leidensweg in das Vernichtungslager Riga an. Es war nasskalt und eine bewegend-denkwürdige Atmosphäre, bei der Gedenkfeier zu den Deportationen der jüdischen Borghorster nach Riga. In den Fenstern der Villa Heimann leuchteten Kerzen, und zwei Fotos erinnerten an die ehemaligen Bewohner. Am Tag der Deportation haben sich am Freitagabend rund 30 engagierte Bürger vor der Villa Heimann versammelt - am Bahnhof wurden es später noch viel mehr - um der Opfer des Naziterrors zu gedenken. Eindringlicher Appell Äußerst bewegend schilderte Andreas Determann, Geschäftsführer der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit aus Münster, den Ablauf der Deportation in allen Einzelheiten. Der gebürtige Borghorster appellierte an die Steinfurter, alles für den Erhalt der Villa Heimann zu tun. "Die Stadt sollte stolz sein", stellte er die Aktivitäten der Initiative "Stolpersteine" heraus. 100 000 Euro habe sie für den Erhalt der Fassade des jüdischen Wohnhauses zusammengetragen. Zum Schluss seiner sehr emotionalen Rede rief er seinen Zuhörern zu "Ich hoffe, dass Steinfurt sich geschichtsbewusst zeigt", damit zumindest die Fassade der Villa erhalten bleibt. Stellvertretend für die vielen Namenlosen verlas Josef Bergmann die Namen der Borghorster Juden, die durch die Nazis ermordet wurden. Musik aus dem Film "Schindlers Liste" und selbst verfasste Gedichte von Angelika Scho gaben der Feier einen würdigen Rahmen. Schweigende Mahnung Schweigend trug man nach der Gedenkfeier vor der Villa, in deren Fenstern Kerzen leuchteten, zwei Tafeln mit der Überschrift "Sonderzug in den Tod" zum Bahnhof, um sie dort wieder aufzustellen. Josef Bergmann von der Initiative Stolpersteine, der den Text der Erinnerungstafel noch einmal laut verlas, erinnerte daran, dass in der Vergangenheit bereits zwei Tafeln mutwillig zerstört wurden. Bergmann machte deutlich, dass die Vernichtung vormals jüdischen Eigentums nicht bis in die Gegenwart hinein verlängert werden dürfe. Die Initiative Stolpersteine Steinfurt sehe es als ihre Pflicht an, die "Villa Heimann" zumindest mit ihrer äußeren Fassade als einzigartiges sozialgeschichtliches Denkmal zu erhalten. "Wir müssen jetzt alle Kräfte bündeln" so Bergmann, der darauf hofft, dass der lange Kampf um den Erhalt der Villa Heimann doch noch ein gutes Ende findet.