Mo., 09.08.2010 Steinfurt Erinnern war sein Anliegen Borghorst - Alfred Homann ist im Alter von 92 Jahren in der Nacht zum gestrigen Sonntag gestorben. Bis zuletzt lag dem ehemaligen Kaufmann das Engagement der Bürgerinitiative „Stolpersteine“ am Herzen. Gemeinsam mit anderen hatte Homann sich in den vergange- nen Jahren dafür stark gemacht, dass die jüdischen Familien, die bis zur Flucht oder De- portation in Borghorst gelebt haben... Von Gudrun Niewöhner Borghorst - Alfred Homann ist im Alter von 92 Jahren in der Nacht zum gestrigen Sonntag gestorben. Bis zuletzt lag dem ehemaligen Kaufmann das Engagement der Bürgerinitiative „Stolpersteine“ am Herzen. Gemeinsam mit anderen hatte Homann sich in den vergangenen Jahren dafür stark gemacht, dass die jüdischen Familien, die bis zur Flucht oder Deportation in Borghorst gelebt haben, nicht ver-gessen werden. Im Alter noch gehörte er zum Gründungskreis der „Stolpersteine“. Homann selbst lieferte ein einzigartiges Dokument für die Gräueltaten der Nationalsozialisten: In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 fotografierte Homann die brennende Synagoge an der Lechtestraße: „Wäre er entdeckt worden, hätte er mit der Todesstrafe rechnen müssen.“ Das sagte im Juni 2009 die damalige stellvertretende Landrätin Annette Willebrandt. Nicht nur für diese „Hel-dentat“, wie sie es nannte, bekam der Ur-Borghorster vor knapp einem Jahr die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik verliehen. Zeit seines Lebens, so wurde aus der Laudatio deutlich, hat sich der ehemalige Kaufmann für die All-gemeinheit eingesetzt. Bei den Recherchearbeiten vor dem Verlegen der quadratischen Messingschilder des Kölner Künstlers Gunter Demnig, die auch in Borghorst an das Schicksal der deportierten Juden erinnern, fiel beson-ders das erstaunliche Gedächtnis von Alfred Homann auf. Die katholische Erziehung, vermutete die stellvertretende Landrätin, war es wohl, die den jungen Homann gleich auf Abstand zu den Nationalsozialisten gebracht hatte. Stattdessen wandte er sich mit 18 Jahren der Kolpingsfamilie zu, die unter dem Druck des Nazi-Regimes nur im Verborgenen wirken konnte. Das ehrenamtliche Engagement des ehemaligen Besitzers eines Schreibwarengeschäftes an der Münsterstraße blieb aber nicht auf die Kolpingsfamilie beschränkt. Im Heimatverein führte er 34 Jahre lang die Kasse. 1975 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Borghorster Werbegemeinschaft. Auch dort kümmerte er sich um die Finanzen. Solange es ihm seine Gesundheit ermöglichte, war der Zeitzeuge der Judenverfolgung Gast in vielen Schulklassen. Er berichtete den Kindern und Jugendlichen von den Ereignissen, um zu helfen, dass die Grausamkeiten des Nazi-Regimes im Bewusstsein bleiben.