WN, Dienstag, 12. Juni 2007 Ernst Eichenwald warnte alle Initiative „Stolpersteine" präsentiert erste Ergebnisse Horstmar. Unermüdlich recherchieren die Mitglieder der Initiative „Stolpersteine". Einige Ergebnisse präsentieren sie am morgigen Mittwoch (13. Juni) der Offentlichkeit Dabei wird es auch um die Familie Eichenwald gehen. Die Eheleute Selma und Levi Eichenwald lebten mit ihren zwei Töchtern und drei Söhnen im Haus „Stadt 69" (heute City-Apotheke) später wurde aus dem Wohnhaus ein Textilgeschäft und Selma und Levi Eichenwald bauten in „Niedern 39", heute Stadtstiege, ein neues Wohnhaus. Levi Eichenwald starb 1921 und ist auf dem Horstrnarer Friedhof beerdigt. Seine Frau Selma wurde 1942 von Düsseldorf aus erst in das KZ Theresienstadt und dann im Jahre 1944 von Theresienstadt aus nach Maly Trostinec/ Minsk deportiert. Hier wurde sie ermordet. Sohn Walther. der mit seiner Frau Thea und seinem Sohn Gert nach Holland geflüchtet war, konnte einer Deportation in das Vernichtungslager Sobibor nicht entkommen. Hier wurde er ermordet. Fast drei Jahre haben holländische Bauern seine Frau Thea und seinen Sohn Gert versteckt und konnten so ihr Leben retten- Otto Eichenwald wurde mit seiner Familie nach Riga deportiert. Von dort aus kam er in das Vernichtungslager Salaspilz. Hier starb er einen qualvollen Tod, er ist verhungert. Die beiden Kinder Rolf-Dieter (sieben Jahre) und Eva (sechs Jahre) wurden zusammen mit ihrer Mutter von Riga aus am 2. November 1943 in das KZ Auschwitz deportiert. Vermutlich wurden sie gleich nach ihrer Ankunft am 5. November vergast. Jenny Eichenwald. zusammen mit ihrem Mann und ihrer Tochter, sowie Else Eichenwald und ihre Familie sind ebenfalls dem mörderischen Regime zum Opfer gefallen. Als einziges Familienmitglied überlebte der älteste Sohn, Ernst Eichenwald mit seiner Frau Grete und seinen beiden Töchter, Edith und Helga, den Holocaust. Ernst Eichenwald hatte relativ früh erkannt, dass das Naziregime es nicht dabei bewenden lassen würde, den Juden ihre Existenzgrundlage zu nehmen. Innerhalb der Familie Eichenwald war eine Ausreise immer wieder Gesprächsthema. Die Geschwister sahen seine Mahnungen als übertrieben an und nahmen seine Sorgen nicht ernst. Auch Fritz Nathan, der mit seiner Familie in der Kappenberger Straße wohnte, warnte er eindringlich und riet ihm mehrere Male, rechtzeitig das Land zu verlassen. Ernst Eichenwald verkaufte im Juli 1938 sein Geschäftshaus und sein Wohnhaus. Einige wenige Habseligkeiten hatte die Familie für die geplante Ausreise zusammengepackt und nach Holland verfrachtet. Von dort war eine Überfahrt in die USA geplant. Es kam jedoch anders: Familie Eichenwald wurde am 29. März 1939 nach Münster ausgewiesen, dort wurden die Eltern mit ihren Töchtern im sogenannten „Judenhaus" in der Hermannstraße 44 untergebracht. Ernst Eichenwald hatte aber seinen Plan auszuwandern, nicht aufgegeben, jedoch fehlten ihm die finanziellen Mittel. Die Gestapo hatte den Erlös aus seinem Wohnhaus beschlagnahmt, die „Judenvermögensabgabe" musste gezahlt werden und sogar für die geplante Auswanderung musste ebenfalls ein nicht unerheblicher Betrag abgeführt werden. Zu diesem Zeitpunkt kamen ihm seine ehemaligen Nachbarn, Familie Feldhaus, zur Hilfe, denen er 1920 unaufgefordert mit einem hohen Geldbetrag ausgeholfen hatte, als ihr Geschäft nicht gut ging und die Horstmarer Sparkasse bereits ihre Fühler nach dem Haus der Familie ausgestreckt hatte. Die Eheleute Feldhaus halfen jetzt ihrem Nachbarn Eichenwald mit einem Geldbetrag aus, den Ernst Eichenwald übrigens nach dem Krieg bei seinem ersten Besuch in Horstmar mit einem Dollar-Scheck zurückzahlen wollte, und ermöglichten ihnen so die Ausreise. Mittlerweile waren jüdische Menschen auch in Holland nicht mehr sicher vor den deutschen Nazis. So reiste die Familie Eichenwald im Juni 1939 mit leeren Händen nach England (Isle of Man) aus. Aber auch hier wurde Ernst Eichenwald ein Jahr in einem Lager gefangen gehalten. Grete und ihre Töchter lebten während dieser Zeit auf einem kleinen Bauernhof in England. Erst im Juni 1940 gelang Grete und Ernst Eichenwald mit ihren Töchtern Edith und Helga die Überfahrt per Schiff von Liverpool in die USA. Sie waren den Nazis — und dem wahrscheinlich sicheren Tod — entkommen. In den USA musste sich Ernst Eichenwald, der in Horstrnar ein selbstständiger und sehr wohlhabender Geschäftsmann gewesen war, eine neue Existenz aufbauen. In New York arbeitete er als Hausmeister in einem Wohnhaus, um so seine Familie zu ernähren. Nach einiger Zeit arbeitete er allerdings wieder im Textilgeschäft. Grete Eichenwald starb 1992 mit 88 Jahren. Ernst Eichenwald starb nur sieben 'Tage später. Er wurde 96 Jahre alt. Die älteste Tochter Edith starb 1974, Tochter Helga lebt heute noch in den USA. Grete (82 Jahre) und Ernst Eichenwald (90 Jahre) im Jahre 1986, Die Eheleute Setma und Levi Eichenwald bauten in „Niedern 39", heute Stadtstiege, ein Wohnhaus für die Familie.