MZ, 18.04.2007 Eva, die mal Eichenwald hieß „Stolpersteine": Eine Zeitzeugin erzählt BORGHORST • Eine Begebenheit, wie sie sich auch heute zutragen könnte: Der Vater erhält Asyl, die Mutter und die gemeinsame Tochter werden abgewiesen und müssen das Land verlassen. Das Schicksal der Eva Leveton war jedoch durch andere politische Hintergründe geprägt: den Terror des Nationalsozialismus. In ihrem englischsprachigen Buch ,,Evas Berlin (Foto) beschreibt die 72-jährige Autorin ihre Kindheitserinnerungen. Ihr Vater ist Jude: Dr. Ernst Eichenwald, dessen Elternhaus an der Münsterstraße in Borghorst steht, praktiziert bis zum Berufsverbot durch die Nazis als Arzt in Münster. Kriegsschrecken Ihre Mutter, die evangelische Christin Elisabeth Bielinski, organisiert im Jahr 1938 für ihre vierjährige Tochter eine evangelisch-lutherische Taufbescheinigung. Als Schutz vor der Verfolgung durch die Nazis in Deutschland, nicht aber beim Bemühen der jungen Familie, in den Niederlanden Asyl zu finden. Nur der Vater schafft die Ausreise in die USA. Eva und ihre Mutter müssen nach Deutschland zurückkehren. Sie erleben die Schrecken des Krieges in Berlin, im Kreis der „arischen" Familie der Mutter. In steter Gefahr, dass die Identität des Mädchens enttarnt werden könnte. Das Paradoxe begleitet die Halbjüdin Eva Leveton ihr Leben lang. In ihrem Buch habe sie versucht, das Menschliche nicht aus dem Blickfeld zu verlieren, den Hass nicht übermächtig werden zu lassen. Übersiedlung Nach ihrer Übersiedlung in die USA 1946 stand sie vor neuen Problemen: ,,In Deutschland kreisten meine Gedanken um die Frage: Was bedeutet es, Jüdin zu sein? Und in Amerika: Was heißt es, Deutsche zu sein?" Eva Leveton war in den letzten Jahren mehrmals in Deutschland. In diesem Jahr leitet die Familientherapeutin, Autorin und Professorin für Psychologie Workshops in Hamburg und Dresden, bevor sie Borghorst anlässlich der Verlegung von Stolpersteinen für ihre Angehörigen besucht. An Besuche bei ihrer Großmutter Klara Eichenwald erinnert sie sich gern: ,,Sie war meine Lieblingsoma". • bka Eva Leveton ist Familientherapeutin, Autorin und Professorin für Psychologie. Sie lebt in San Rafael, Kalifornien. Repro Kater Am Mittwoch, 25. April, um 8.30 Uhr wird der Künstler Gunter Demnig vor dem Heimathaus erwartet und verlegt einen „Stolperstein" an der Münsterstraße, anschließend findet gegen 11 Uhr die Verlegung in Burgsteinfurt statt. Um 19 Uhr wird Eva Leveton im Gymnasium über ihr Leben erzählen und aus ihrem Buch lesen. Karten für die Veranstaltung der Initiative „Stolpersteine“ in Kooperation mit dem Gymnasium Borghorst und der VHS.