Aus der Steinfurt Ausgabe MZ Steinfurt Autor: Lehmkuhl Mittwoch, 29. Januar 2014 © 2009 Verlag Lensing-Wolff GmbH & Co. KG „Bedrohungauch für andere“ Gedenken an der Villa Heimann BORGHORST. Die Villa Heimann als Ort für die Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz war am Montagabend mit Bedacht ausgewählt. Denn die erst kürzlich am benachbarten Borghorster Bahnhof aufgestellte Tafel zur Erinnerung an Frieda und Albert Heimann wurde mit einem Hakenkreuz und Hitlerbärten beschmiert. „Wir stehen vor ihrem Wohnhaus und schauen in ihre verunstalteten Gesichter. Für sie kamen die Befreier zu spät. Sie waren schon ermordet worden“, sagte Josef Bergmann. Erst hätten Frieda und Albert Heimann Ausgrenzung erleben müssen, „dann mit ansehen, wie das Innere ihres Hauses verwüstet wurde“, so der Sprecher der Initiative „Stolpersteine“ weiter. Lieder – zum Teil auf jiddisch gesungen – von Sängerin und Musikerin Heide Bertram sowie literarische Texte – vorgetragen von Jutta Pajenkamp-Rhode und Angelika Scho – wurden in die Veranstaltung eingebettet. Vortrag Ein Vortrag zum Thema „Antisemitismus heute“ von Michael Sturm gab Mut, sich offen gegen judenfeindliche Ansichten zu wehren. „Antisemitische Haltungen sind keineswegs nur das Kennzeichen rechtsextremer Gruppen und Parteien. Viele der von diesen Organisationen verbreiteten Auffassungen, Zuschreibungen und Verschwörungstheorien sind bisweilen auch an Stammtischen oder in sonstigen Alltagsgesprächen festzustellen“, stellte der Mitarbeiter der „Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus und für Demokratie“ im Regierungsbezirk Münster fest. Es wäre fatal, Antisemitismus gleichsam als Normalität zu akzeptieren und darauf zu verweisen, dass Schmierereien, wie hier in Borghorst, eben „immer mal“ vorkommen. „Hier ist ganz klar zu sagen: Es kann in diesem Feld keine Bagatelldelikte geben. Antisemitische und auch rassistische Schmierereien und Ausfälle treffen nicht nur die einzelne Person, was schlimm genug ist. Diese Taten stellen auch eine Drohung und Bedrohung für andere dar: Euch kann es genauso treffen. Insofern ist nicht das schamhafte Verschweigen dieser Taten der richtige Weg, sondern eine offensive Auseinandersetzung“, forderte Michael Sturm. www.mobim.info