http://www.muensterschezeitung.de/lokales/steinfurt/Gedenken-zum-75-Jahrestag-der-Pogromnacht-Als-die-Synagoge-brannte;art1005... 08.11.2013 15:21 Uhr Gedenken zum 75. Jahrestag der Pogromnacht Als die Synagoge brannte BORGHORST. Der 9. November 1938. Der schwärzeste Tag in der Borghorster Ortsgeschichte - von den Nazis zynisch "Reichskristallnacht" genannt. Der Tag, an dem die Borghorster Synagoge in Flammen aufging. 75 Jahre ist das jetzt her. Anlass, sich zu erinnern. Von Beate .ater "Jeder Ort, ob groß oder klein, erlebte seine eigene Judenverfolgung", so fasste es Maria Bäumer 1987 in den Borghorster Heimatblättern zusammen. Vielerorts im Kreis Steinfurt, auch in Borghorst, habe man die von höheren NSDAP-Stellen ausgegebenen Weisungen "offenbar recht genau befolgt", berichtet das Steinfurter Heft Nr. 13, "Geschichte des Judentums im Kreis Steinfurt". Heimliche Chronik Die heimlich geführte Chronik der Pfarrgemeinde St. Nikomedes vermerkte in jener Nacht: "Einen sonderbaren Abschluss fand dieses Jahr der 9. November... In der Nacht zum 10. November 4 Uhr kurzer Alarm, 5 Uhr kurzes Läuten der Brandglocken: die Synagoge brennt. Gelöscht wurde nicht, man begnügte sich damit, die anliegenden Häuser zu schützen." Verwüstungen Und weiter schrieb der Chronist über die Verwüstungen von Wohnungen und Geschäften: "Alles, aber auch alles wurde demoliert, kurz- und klein geschlagen, von den Fensterscheiben bis zu den Möbeln und Bildern. Nicht einmal die Vorräte an Lebensmitteln verschonte man. Einmach-Gläser, Weinflaschen, alles zerstört. Es ging den ganzen Tag über... Schulkinder halfen beim Demolieren. Es war unbeschreiblich." http://www.muensterschezeitung.de/lokales/steinfurt/Gedenken-zum-75-Jahrestag-der-Pogromnacht-Als-die-Synagoge-brannte;art1005... Maria Bäumer erinnerte sich nach der Pogromnacht, auch wenn sie zu dieser Zeit nicht im Ort war: "Die Mehrheit der Bevölkerung von Borghorst nahm dies alles mit Entsetzen zur Kenntnis." Und sie fügte hinzu: "Ich weiß, dass damals viele sogar geweint haben, aber niemand wagte einzugreifen." Verbotenes Foto "Stolpersteine"-Begründer Alfred Homann blickte damals in das lodernde Feuer. Sein Elternhaus stand ganz in der Nähe der Borghorster Synagoge. "Wir wurden wach durch die Sirene." Alfred Homann schaute aus dem Dachfenster im 3. Stock nach draußen, die ganze Familie lief nach unten, wurde jedoch von NS-Schergen barsch des Platzes verwiesen. "Guck nach den Strohdocken auf dem Dach", befahl Vater Homann seinem Sohn. Dieser schob eine Fotoplatte "in die alte Kiste". Unmittelbar, nachdem das Foto "im Kasten" war, brach die Dachkonstruktion der Synagoge zusammen. Am nächsten Morgen sah Alfred Homann das ganze Ausmaß des nächtlichen Terrors. "Jemand wollte die Zerstörungen eines Geschäfts auf der Salzstraße fotografieren, das war streng verboten". So ließ er erst einige Zeit verstreichen, bevor er bei einem Bekannten in Münster sein Foto entwickeln ließ. Nach dem Krieg, "als alles vorbei war", ließ er dann Fotoabzüge erstellen. Einen bekam Sidonie Hertz. Sie nahm es mit in die USA und ließ es dort veröffentlichen. Die Gedenkfeier zum 75. Jahrestag der "Pogromnacht" findet am Samstag, 9. November, ab 17 Uhr am Platz der ehemaligen Synagoge an der Lechtestraße statt. Anschließend findet ein Gedankenaustausch im Heimathaus statt.