So., 07.11.2010 Steinfurt Gegen das Vergessen Burgsteinfurt - Dass die Gedenkfeier auf einen Sonntag fällt, macht es zahlreichen Bürgern möglich an der Verlegung der 16 weiteren Stolpersteine teilzunehmen. Über die gute Resonanz und das tro- ckene Wetter am Sonntagvormittag freut sich Ursula Kunze. Die Sprecherin der Initiative Stolperstei- ne Burgsteinfurt begrüßt auch den Kölner Künstler Gunter Demnig, der bereits zum vierten Mal in die Kreisstadt gekommen ist, um durch die Verlegung der Gedenksteine an das grausame Schicksal jener jüdischen Familien zu erinnern, die Opfer des Holocausts geworden sind. „Es gibt keine kollektive Schuld, aber eine kollektive Verantwortung und die Pflicht, an die Opfer zu erinnern“, betont Reinhard Niewerth. Der Technische Beigeordnete der Stadt Steinfurt, der bisher alle Verlegungen vor Ort begleitet hat, übermittelt den Dank des Stadtrates an die Initiative, die sich schon seit 2007 um die Aufarbeitung der Geschichte bemüht und mit Karl Friedrich Herhaus einen eif- rigen Mitstreiter gefunden hat. Der ehemalige Lehrer des Gymnasiums Arnoldinum hat sich seit Mo- naten mit dem Schicksal der Familie Steinmann, die in Deutschlands düsterer Zeit aus Burgsteinfurt vertrieben wurde, befasst. „Ein einmaliges Zeugnis, das bemerkenswert ist“, lobt Ursula Kunze die Ausführlichkeit der Brechreibungen aus dem Leben der Steinmanns, die die drei Schülerinnen des Ar- noldinums, Pia-Marie Hohmann, Therese Vonderlind und Lena König vor dem Schuhhaus Franke - hier hat die Familie gelebt - vortragen. Vom Markt ziehen die Gedenkenden zur Straße An der Hohen Schule weiter, wo Gunter Demnig fünf weitere Stolpersteine verlegt. Auch dort spricht Rob Waaker von der Synagogengemeinde in Haaksbergen den Kaddisch, das „Gebet der Heiligung“, wie die Spre- cherin der Initiative erklärt. Für die musikalische Umrahmung sorgt der Borghorster Julian Teltenköt- ter von der Musikschule Steinfurt. Er zieht auch mit zur Stadtmauer 7 a, wo drei Opfer zu beklagen sind. Letzter Verlegeort an diesem Vormittag ist auf der Wasserstraße 25. Dort erinnert der Stolperstein an Selig Wertheim, der mit 85 Jahren nach Theresienstadt deportiert worden ist und dort ermordet wur- de. An jedem Standort legt die Initiative gelbe Rosen nieder. Auch wenn diese verblüht sind, werden die Opfer nie vergessen, da ihre Namen nun in die Straße eingemeißelt sind. Dass es für die Initiative noch viel zu tun gibt, erklärt Hildegard von den Driesch. So seien in Burg- steinfurt insgesamt 124 Opfer zu beklagen. „Wir wollen, dass es weitergeht und dass es eine Kette gibt, die nie abreißt“, hofft sie, dass sich auf Dauer auch junge Menschen finden, die in der Initiative mitarbeiten und gegen das Vergessen wirken. Doch zukünftig wolle man mit langsameren Tempo vor-gehen.