Mi., 03.11.2010 Horstmar Grausames Schicksal Horstmar - Die Initiative „Stolpersteine Horstmar“ hat am Dienstag beim Bürgermeister der Stadt Horstmar einen Antrag zur Umbenennung der Gossenstraße in Geschwister Steinweg Straße gestellt. Darauf weist die Sprecherin der Gruppe Anna-Maria Vossenberg in einer Pressemitteilung hin, in der sie den Wunsch folgendermaßen begründet: Die Familie Rosa und Louis Steinweg mussten in der NS-Zeit ein besonders grausames Schicksal erleiden. Die Eltern und fünf ihrer neun Kinder wurden in verschiedenen Konzentrationslagern ermordet. Der Vater Louis Steinweg wurde im KZ Salaspils um-gebracht. Rosa Steinweg begleitete ihre drei jüngsten Kinder Liesel (zwölf Jahre), Doris (sechs Jahre) und Bilba (vier Jahre) vom Ghetto Riga aus freiwillig in das KZ Auschwitz. Hier starben alle vier in der Gaskammer einen grauenvollen Tod. Lotte, die 19jährige Tochter wurde, gemeinsam mit ihrem Mann, in das Ghetto Minsk/Russland, deportiert. Der Ehepartner wurde dabei erwischt, als er Kleidung ge-gen Lebensmittel tauschen wollte, um so den quälenden Hunger zu stillen. Als Abschreckung für alle Lagerinsassen wurden Lotte und ihr Mann öffentlich hingerichtet. Grete war erst 16 Jahre alt, als sie bei einem Bombenangriff auf das KZ Mühlgraben starb. Ruth hat als 17-jähriges Mädchen vier Jahre im Ghetto Riga, im KZ Stutthof und im FZ Flossenbürg um ihr Leben kämpfen müssen. Die Söhne Walter und Kurt lebten beziehungsweise überlebten dreieinhalb Jahre unter menschenun- würdigen Bedingungen im Ghetto Riga und diversen KZ. Die älteste Tochter Paula flüchtete mit ihrem Mann und Sohn nach Shanghai und wanderte von dort aus 1948 in die USA aus. Paula, Kurt, Walter und Ruth haben als einzige der Familie Steinweg den Holocaust überlebt. Ihre Eltern und fünf ihrer Geschwister fielen dem Nazi-Terror zum Opfer. Durch die grauenvollen Erlebnisse sind und waren die Überlebenden der Familie Steinweg für den Rest ihres Lebens gezeichnet an Leib und Seele. Nicht nur die Tatsache, dass die Familie Steinweg jüdisch war, machte ihr das Leben in Horstmar schwer, sondern hinzu kam, dass sie bitter arm war. Das machte die Steinwegs zusätzlich zu Außenseitern und grenzte sie aus. Das Lebenszentrum der Familie Steinweg war die heutige Gossenstraße. Auch das Elternhaus von Rosa Steinweg, geborene Cohen, stand auf der Ecke Neustra- ße/Gossenstraße. „Die direkte Nachbarschaft des Wohnhauses von Familie Steinweg zur Horstmarer Synagoge spricht weiterhin dafür, durch die Namensgebung Geschwister Steinweg Straße ausdrücklich auf das jüdische Leben in dieser Straße hinzuweisen“, meint die Horstmarer Initiative.