STEINFURTER NACHRICHTEN WN, Freitag, 13. Mai 2005 Hinweise auf jüdische Bewohner Alfred Homann sucht Mitstreiter für die Aktion Stolpersteine -gun- Borghorst. Die Listen liegen vor Alfred Homann auf dem Esstisch. Doch lesen kann der 87-Jährige die Namen, die auf dem Papier stehen, nur sehr schlecht. „Meine Augen sind mittlerweile zu schwach." Deshalb hofft Homann, Mitstreiter zu finden. Seit Jahren schon interessiert sich der ehemalige Inhaber eines Schreibwarengeschäftes für die Geschichte der jüdischen Familien aus Borghorst. Viele hat er persönlich gekannt. Mit Elsbeth Heimann war seine verstorbene Frau als Kind eng befreundet. Die Erinnerung an die Juden, die vor ihrer Deportation in Borghorst gelebt haben, ist ihm wichtig. Stolpersteine gegen das Vergessen (die WN berichteten) — diese Aktion würde Homann gerne auch in Borghorst oder Steinfurt starten. Doch alleine kann er es nicht mehr. „Wenn sich eine kleine Gruppe finden würde, könnten wir uns an die Arbeit machen." Informationen zu diesem Thema hat der engagierte Heimatfreund jede Menge: Berichte, Listen und Dokumente. „Ideal wäre es die Steine vor den Häusern verlegt werden könnten, in denen die jüdischen Familien gelebt haben oder Geschäfte hatten." Alfred Homann selbst ist in diesem Fall eine gute Quelle. An Salomon Gumprich und sein Textilgeschäft kann er sich beispielsweise erinnern: „Sein Laden war an der Ecke Münster Stra.ße/Nikomedesstraße." Dort, wo heute Versicherungen Brinkert ist. Der 87-Jährige weiß noch genau, wie Mitglieder der Sturmabteilung (SA) sich vor dem Geschäft postiert hatten, um die Borghorster am Einkauf zu hindern. „Ich war damals in der Hitler-Jugend und habe mich so dafür geschämt." Wenig später musste Homann wegen politischer Unzuverie sigkeit die HJ verlassee Abraham Eichenwald hatte gegenüber von Homanns Elternhaus ein Textilgeschäft (heute ein Teil des Modehauses Wissing). Nur ein paar Häuser weiter (heute Schwanen-Apotheke) war der kleine Laden von Familie Hertz. Im Reisebüro Meimberg verkaufte Salomon Hertz in den 30er Jahren so genannte Manufakturwaren. Bär Heimann, so erinnert sich Alfred Homann, lebte mit seiner Familie ebenfalls auf der Münsterstraße (heute „Dreier Moden"). Die Löwensteins hatten ihr Haus an der Ecke zur Annettenstraße (heute Volksbank). Bei der Auflistung der jüdischen Familien nicht zu vergessen sind die Heimanns, deren Villa bis heute an der Anton-Wattendorff-Straße steht. Und Philipp Eichenwald, der mit seinen drei Töchtern an der Alten Lindenstraße lebte. „Vor diesen Häusern, und es gibt sicher noch eine ganze Reihe mehr, müssten die Stolpersteine liegen." An dieser Idee will Alfred Homann festhalten. Es müssten sich nur einige finden, die den 87-Jährigen dabei unterstützen. Foto: -gun- Bildunterschrift: Alfred Homann hofft auf Mitstreiter. Er möchte die Aktion Stolpersteine für Borghorst in die Realität umsetzen.