STEINFURTER NACHRICHTEN Donnerstag, 6. Oktober 2005 „Ich bin die Enkelin von Abraham Löwenstein" Kölnerin erfuhr durch Zufall von der Aktion „Stolpersteine" -gun- Borghorst. „Sie suchen Informationen über die Familie Löwenstein? Ich bin die Enkelin." Für einen Moment war es still — an beiden Enden der Leitung. Durch Zufall hatte die Anruferin aus Köln in den vergangenen Tagen von der Aktion „Stolpersteine" erfahren und davon, dass Mitglieder eine Dokumentation über das jüdische Leben in Borghorst erstellen. Gestern Morgen griff Renate Toubartz zum Telefonhörer und meldete sich in der Redaktion der Westfälischen Nachrichten. Die 72-Jährige ist die Enkelin von Caroline und Abraham Löwenstein, die auf der Emsdettener Straße gewohnt haben. Das weiß Renate Toubartz aus Erzählungen. „Die Gräber meiner Großeltern sind auf dein jüdischen Friedhof in Borghorst“. Vor einigen Jahren hat sie diese dort schon besucht. Renate Toubartz selbst wurde im März 1933 in Köln geboren. Dorthin war ihre Mutter Elfriede Meyer, geborene Löwenstein, 1920 gezogen, um eine Ausbildung als Krankenschwester im jüdischen Hospital zu machen. Die älteren Geschwister ihrer Mutter waren Karl, Annette und Louis: „Karl hat lange in Ostpreußen auf einem großen Hof gelebt." 1938 sei er nach Chile ausgewandert. Onkel Louis lebte seit 1938 in Shanghai, wo er eine Blusenfabrik besaß. Später zog er aber nach Amerika. „Tante Nettchen ist 1943 in Auschwitz umgebracht worden." Insgesamt lebten heute an die 20 Nachfahren der Familie Löwenstein überall in der Weit verteilt, so Renate Toubartz. Die Kölnerin ist sehr daran interessiert, die Geschichte ihrer Großeltern und Verwandten zu erforschen — auch gerade im Zusammenhang mit der Aktion „Stolpersteine". In den kommenden Wochen will die 72-Jährige deshalb noch einmal persönlich nach Borghorst reisen.