Initiative Stolpersteine recherchiert intensiv Von: Rainer Nix am 26.02.2008 BURGSTEINFURT Die Arbeit der Initiative Stolpersteine gleicht einem Puzzle. Stück für Stück werden die Geschichten jüdischer Familien aus Burgsteinfurt zusammengetragen. Kleine in den Bürgersteig eingelassene Betonsteine sollen an ihr Schicksal erinnern. Am Montagabend referierte Dietrich Feldhoff im Café Mo vor Mitgliedern der Initiative Stolpersteine über einst hier ansässige Familien und deren Schicksale während des Nationalsozialismus. Im Mittelpunkt standen die Brüder Erich und Felix Simons sowie die Geschichten ihrer Angehörigen. Enteignungen Die Familie von Erich Simons wohnte bis 1939 in der Neustraße, die heute "An der Stadtmauer" heißt. Nach der Enteignung konnte die Familie nach Chile auswandern, wo noch heute Nachkommen leben. "Der Zweig Felix Simons lebte zunächst in Hamm. Für die meisten Familienmitglieder gab es ein schreckliches Ende", berichtete Dietrich Feldhoff. Telefonate Das Interesse des Referenten für dieses Thema entstammt auch aus seiner Tätigkeit als Religionslehrer und als Mitarbeiter des Medienzentrums. Er zeigte das typische Beispiel einer deutschen Familie jüdischen Glaubens auf, die das Schicksal der Juden im dritten Reich teilen musste. Dabei wurden auch zeitgeschichtlich interessante Details deutlich. Im Stadtarchiv fand der Referent zum Beispiel zu allen Familienmitgliedern Fotos, die er in einem Lichtbildervortrag präsentierte. Mit Marga Ojeda, geborene Simons, unterhält er zudem brieflichen und telefonischen Kontakt. Aufschlussreich war das Telefoninterview, das Feldhoff mit der über 80-Jährigen führte. Bei der aufgezeichneten Einspielung erzählte die alte Dame, dass sie sich noch recht genau an die Reichskristallnacht und das Zerstörungswerk erinnere. An der Neustraße hatte die Familie einen kleinen "Tante-Emma-Laden" betrieben, der übel zugerichtet worden sei. Doch eine Zukunft gab es für die Familie Erich Simons im Land der unbegrenzten Möglichkeit. Tochter Marga heiratete schließlich und lebt noch heute in Chile. Konzentrationslager Felix Simons und seine beiden Söhne wurden im Konzentrationslager Stutthof bei Danzig ermordet, seine Frau und eine Tochter überlebten, wohnten vorübergehend in Burgsteinfurt und wanderten 1947 in die USA aus. Tochter Hannelore Marx, geborene Simons, wohnt noch heute in San Diego in Californien. Hinsichtlich der Verlegung weiterer Stolpersteine im Juni recherchiert die Initiative zurzeit noch intensiv. Im Zentrum stehen dabei Nachforschungen über die Familien Hirsch und Michel.