Mo., 22.02.2010 Steinfurt Initiative verlegt im Herbst sieben Stolpersteine Burgsteinfurt - Die Planungen für das Jahr 2010 nahmen einen breiten Raum ein beim Februar-Tref-fen der Burgsteinfurter „Initiative Stolpersteine“. Nach den Herbstferien sollen weitere sieben Steine zur Erinnerung an ehemalige jüdische Mitbürger verlegt werden: Die Familie de Vries betrieb einen kleinen Laden an der Hohen Schule (ehemals Geschäft Braun-schweig gegenüber der Volkshochschule). Die sehr frommen Eltern mit ihren drei Töchtern hatten ei-ne besondere Bedeutung für die jüdische Gemeinde, weil der Vater koscher schlachten durfte. Weil sie nicht rechtzeitig fliehen konnten, wurden alle nach Riga deportiert und dort umgebracht. Der Fabrikant Selig Wertheim war ein für die Stadt wichtiger und einflussreicher Bürger. Er besaß ei-ne große Textilfabrik an der Goldstraße (später Firma Fischer) mit rund 220 Angestellten und war Vorsteher der jüdischen Gemeinde. Er wurde ebenfalls in Riga umgebracht. Auch für Edith Goldschmidt, die mit ihren Eltern Max und Hedwig Hirsch in der Rottstraße wohnte, soll ein Stolperstein verlegt werden. Sie konnte vor der Verfolgung der Nazis nach Chile fliehen. Im Alter kam sie nach Deutschland zurück und lebte bis zu ihrem Tod in Bonn. Ihr Buch „Drei Leben“ ist auf Betreiben der Gruppe neu aufgelegt worden (Steinfurter Schriften Nr.2 2) und zum Preis von sechs Euro bei Ulrich Rosengart, Telefon 0 25 51/33 58) erhältlich. Eine Dokumentation über das Leben der Menschen, für die Steine verlegt wurden, ist das langfristige Ziel der Arbeitsgruppe. Karlfried Herhaus und Horst Huge vom Arnoldinum erstellen die Lebensbilder der ehemaligen jüdischen Gymnasiasten. Andere Gruppenmitglieder fassen die übrigen Biografien zu-sammen. Gedacht ist an eine Veröffentlichung etwa in der Form der „Steinfurter Schriften“ eventuell in Zusammenarbeit mit der Borghorster Initiative. Die Schrift soll interessierten Bürgern und auch Schulen zugänglich sein, damit auch für die jüngere Generation die Erinnerungen an die Schicksale der ehemaligen jüdischen Mitbürger wach-gehalten werden. Unverzichtbar für die Recherchen über weitere Familien ist das Burgsteinfurter Stadtarchiv, das nach dem Weggang von Dr. Klötzer verwaist ist. Mit Nachdruck unterstützt die Initiative hier die Forderung des Heimatvereins nach einer schnellen fachkundigen Neubesetzung und Aufstockung der bisherigen halben auf eine ganze Stelle. Auch der Vorschlag, das Archiv in das ehemalige Forstamt an der Kirch-straße („Blücherhaus“) umzusiedeln, findet die einhellige Zustimmung der Gruppe. Zum Schluss wurde für die Finanzierung der weiteren Stolpersteine noch auf das Spenden-Konto hin-gewiesen: Kto.-Nr. 1602 355 700, BLZ 401637020, Volksbank Burgsteinfurt.