MZ, 15.09.2005 Lebendiges Gedenken Initiative „Stolpersteine" plant erste Veranstaltungen / Datensammlung BORGHORST • „Bis zum 15. April 2006 sollten unsere ersten Daten für ,Stolpersteine' in Köln vorliegen," Das berichtete Reinhard Niewerth am Dienstagabend beim Treffen der Initaitive. Auf der Grundlage dieser Dokumentation werde der Kölner Künstler Gunter .Dernnig dann selbst über Inhalt und Gestaltung der Gedenksteine entscheiden, An maximal drei Standorten in Borghorst möchte Dermnig am 15./16. Juni 2006 die ersten Steinfurter „Stolpersteine zunächst verlegen. Dabei seien mehrere Steine. vor einem Haus - beispielsweise.an der Münsterstraße 24 zum Gedenken an Salomon Hertz und seine Tochter Lore, aber auch für die überlebende Sidonie - durchaus möglich. „Im Gedenken an die Familie sollen auch die überlebenden Familienmitglieder bedacht werden," Formal muss der Rat über einen entsprechenden Bauantrag zur Verlegung .beschließen. Eine Zustimmung der jetzigen Eigentümer sei zwar nicht erforderlich, ein Einvernehmen dennoch wünschenswert. Aktivitäten Mit einer Aktion will sich die Initiativein die Gedenkveranstaltung zur Pogromnacht am 9. November einbringen. Besinnliche Texte, vorgetragen durch die Autorin Angelika Scho, sollen die Mahnwache am Gedenkstein für die Synagoge begleiten, der zudem sein 40jähriges Bestehen feiert, Ein Lichter-Marsch zum Bahnhof könnte einige der Wohnhäuser ehemaliger jüdischer Mitbürger streifen, „Gern würden wir auch Schulklassen für solche Aktionen gewinnen,' hieß es. Auch in die „Woche der Brüderlichkeit" im März unter dem Motto »Gesicht zeigen" will man sich einbringen. In einem Hörfunk-Projekt wird gemeinsam mit Amina Krüger eine unterhaltsame Mischung aus Information, wissen-schaftlichen Daten und Zeit-zeugenaussagen zusammengestellt. Zum Heimatverein Burgsteinfurt geknüpfte Kontakte werden gepflegt und dessen Veranstaltungen besucht. Gedenktafeln mit den Namen ehemaliger jüdischer Mitbürger könnte sich die Gruppe auch in Borghorst gut vorstellen. Zudem soll ein Vertreter der jüdischen Gemeinde eingeladen werden. Ein sensibles Thema sei nämlich der jüdische Friedhof mit seinen verwitternden Grabsteine. Selbst wenn die lnschriften oftmals kaum mehr zu lesen sind: Vom religiösen Ansatz des Judentums ist es nicht gestattet Steine wegzunehmen oder zu bearbeiten. Aktuelle Daten Dr. Friedrich Reinmuth verteilte eine Zusammenstellung der bislang bekannten Schicksalsdaten. „Immer noch fehlen uns gesicherte Details", so die Beteiligten. Problematisch seien widersprüchliche Angaben in Archiven und Zeitzeugen-Aussagen bis hin zu Datenbanken wie die von Yad Vashem. „Mir liegt viel daran, dass Licht ins Dunkel gebracht wird", betonte Bernhard Friedrich Frahling. Als Schuljunge habe er den 9. November 1938 erlebt. Vom Bahnhof aus, vorbei an den Wohnhäusern seien die Horden bis zur Synagoge gezogen. „Dort wurden zwei Bund Stroh hineingeworfen und angesteckt ..." • Beate Kater