MZ, 20. Juni 2006 Mahnung ins Pflaster eingelassen Künstler verlegt erste Messingplatten BORGHORST Nikomedesstraße Nr. 1. Dort setzte Künstler Gunter Demnig gestern die ersten „Stolpersteine". Und Nachkommen der jüdischen Familie Gumprich, deren Wohnhaus hier gestanden hat, legten Rosen dazu. Hella Händler, Enkelin von Bertha und Gustav Gumprich, war zusammen mit ihrer Enkelin Kati Beier aus Berlin angereist, ihre Schwester Ursula Rosenfeld kam aus Manchester (England), um bei der feierlichen Verlegung der Erinnerungssteine dabei zu sein, Während Demnig noch auf dem Weg von Köln im Stau steckte, erläuterte Josef Bergmann vom Initiativkreis „Stolpersteine" den zahlreichen Gästen, darunter auch Vertreter der jüdischen Gemeinschaft und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Münster, noch einmal das Anliegen der Aktion. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist", griff Bergmann ein Wort Gunter Demnigs auf. Bundesweit hat Demnig mittlerweile 8000 „Stolpersteine" in 158 Städten vor dem letzten selbst gewählten Wohnort der Opfer ins Pflaster eingelassen. Messingplatten, die die Lebensdaten der Menschen tragen, die von den Nazis deportiert und ermordet wurden. Aus dem Kunstprojekt ist mittlerweile eine Bürgerbewegung geworden, Auch in Steinfurt. Denkwürdiger Tag Josef Bergmann sprach daher von einem „denkwürdigen Tag für die Stadt". Die Platten seien Symbole für die Lebensgeschichten der ehemaligen Borghorster Bürger jüdischen Glaubens, sie seien aber auch echte „Stolpersteine": Um die Inschrift am Boden zu lesen, muss man sich leicht vorbeugen, sogar verbeugen... Und sie seien Motivation, so Bergmann, für ein friedliches Zusammenleben in Toleranz und Respekt vor dem Anderem. Dank für das besondere Borghorster Engagement sagte Karin Geier. Aus ihrer Perspektive, die der jungen Generation, berühre das Schicksal Einzelner mehr als das von Massen. Angesichts aufkeimender neonazistischer Aktivitäten sei auch heute Zivilcourage Einzelner immer noch erforderlich. Zusammen mit ihrer Großtante und Großmutter begleitete sie Künstler und die Gäste zu den weiteren Stolperstein-Standorten. (Mehr dazu in der morgigen Ausgabe.) - chi