Fr., 23.04.2010 Steinfurt Nie zurückbekommen Von Gudrun Niewöhner Borghorst - Ihre Familie hatte immer einen guten Kontakt zur jüdischen Gemeinde. „Wohl auch deshalb, weil wir direkt neben der Synagoge gewohnt haben“, vermutet Maria Volkert. 1936 als einzige Tochter der Familie Betting geboren, wächst sie an der Lechtestraße auf. Urgroßvater Bernhard Reckers stellte der jüdischen Gemeinde das Grundstück für den Bau der Synagoge zur Verfügung. Kostenlos, wie die 74-Jährige weiß. „Es ist aber nie in deren Eigentum übergegangen.“ Maria Volkert reagiert damit auf die Berichterstattung in den Westfälischen Nachrichten über ein neues Projekt der Bürgerinitiative „Stolpersteine“. Danach soll der Grundriss der ehemaligen Synagoge mit einem Bodenrelief nachgezeichnet werden. Bis heute steht ihre Familie als Eigentümerin im Grundbuch. Maria Volkert hat nachgeschaut: „Ich habe viele Jahre im Amtsgericht in Burgsteinfurt gearbeitet.“ Nach dem Krieg haben die Bettings deshalb auch um das Areal gekämpft, sogar prozessiert. „Doch zurückbekommen haben wir es nie.“ Nur ein Teil gehört heute Maria Volkerts Bruder, Georg Betting. Damit wenigstens dieses Stück wieder in den Familienbesitz übergehen konnte, mussten die Bettings 300 Mark bezahlen. Den anderen Teil hat die Stadt Borghorst damals behalten: „Man hat unseren Eltern gesagt, da käme sowieso eine Straße hin.“ Dass die Bürgerinitiative „Stolpersteine“ mit einem Bodenrelief an die Synagoge erinnern möchte (die WN berichteten), freut Maria Volkert, die in Burgsteinfurt lebt. Beim nächsten Treffen der Initiative will sie dabei sein und von ihren Kindheitserinnerungen und dem, was ihr die Mutter später erzählt hat, berichten. Beispielsweise dass die Feuerwehr in der Pogromnacht das Elternhaus geschützt hat. Die Flammen der brennenden Synagoge hat sie als Zweijährige auf dem Arm der Mutter selbst gesehen. Und nie vergessen.