„Sind noch immer Wege ...“ Donnerstag, 05. März 2009 | Quelle: Westfälische Nachrichten (Steinfurt) Borghorst/Nordwalde - Wer liest denn heute noch Gedichte? Darf man doch mal fragen - und sich wundern, wie beliebt gereimte und freie Lyrik heute wieder ist: Die Lit.Cologne in Köln, die Literaturwerkstatt in Berlin, der Poetry-Slam im Internet und im Huck-Beifang-Haus; Dichtung findet („Unabhängig vom Deutschunterricht“, wie ein Schüler ausdrücklich betont) immer mehr Freunde. Und die sind überzeugt, dass Dichtung wirkt, dass sie nachwirkt, dass sie zum Nachdenken zwingt und Wege aufzeigt. Und dass sie Antworten gibt, wie im Klappentext von Angelika Schos fünftem Lyrikband „Sind noch immer Wege“ nachzulesen ist: „Ihre Gedichte sind Antworten, die in Frage stellen und werden eben dadurch interessant, dass sie nicht gegen, sondern für etwas eintreten. Mit ihren Texten mutet sie der Leserschaft zu, das Unsichtbare im Sichtbaren zu entdecken.“ Aber die Nordwalderin geht noch einen Schritt weiter: „Mit diesem Buch“, sagt sie, „möchte ich keinen Cent verdienen; das komplette Honorar fließt in den Erhalt der Villa Heimann.“ Die ihr ganz besonders am Herzen liegt, weil es das letzte noch stehende Gebäude einer jüdischen Familie aus Borghorst ist, ein steinerner Zeuge - und ein sinnfälliger Ort für die Initiative Stolpersteine, der sie angehört. „Dort“, so Angelikas Schos Traum, „könnte man Ausstellungen zeigen, Lesungen veranstalten, Erinnerung leben.“ Gerne würde sie im Sommer dort auf dem Gelände selber lesen - Gedichte, die sie extra für diesen Ort schreibt.Die Gedichte über die Natur, über Ortungen und den Menschen, der unbehaust sucht, sollen für sich selber sprechen, sagt die Dichterin, die ihre Ver-Ortungen auch ganz wörtlich nimmt mit Gedichten über so Naheliegendes wie Haus Buckshook oder die Bagno-Ruine. Fünf Bücher in zehn Jahren, oder sogar sechs, wenn man den Prosaband von 2006 dazuzählt: Wie viel Mühe macht diese Kunst? „Mühe schon“, sagt Angelika Scho, „aber in erster Linie ist Schreiben für mich keine Arbeit, sondern Notwendigkeit. Dieses Buch, das neue, habe ich lange mit mir herumgetragen. Man muss zusehen, dass man den richtigen Zeitpunkt erwischt; oder wie ein großer Dichter das mal ausdrückte: Man muss warten, bis ein Gedicht geschrieben werden will.“ Und sie wollen, sagt Angelika Scho, nein: sie sollen nicht immer nur schöne Wortgebilde sein, sondern „auch mal am Lack kratzen“. 9,95 Euro kostet das Buch, das es ab sofort in jeder Buchhandlung zu kaufen gibt. Und jeder Kauf unterstützt den Erhalt der Villa Heimann. Nur ein Tropfen, ein Anfang? „Schon“, sagt sie, „ich bin ja Realist, aber: Sind noch immer Wege ...“