Mo., 22.11.2010 Horstmar Stein für jedes Opfer Von Sabine Niestert Horstmar - Im Auftrag der Initiative „Stolpersteine Horstmar“ hat der Künstler Gunter Demnig gestern Vormittag die letzten acht Gedenksteine in Horstmar verlegt. Dazu hatten die Initiatoren auch drei vierte Klassen der St.-Gertrudis-Schule eingeladen, die sich bereits im Unterricht mit dem Thema der NZ-Zeit und ihren Folgen befasst hatten. Zuerst trafen sich die Teilnehmer vor dem Haus Nummer 5 an der Kappenberger Straße. Dort gedachte die große Gruppe Henny und Fritz Nathan sowie ihren Söhnen Kurt und Heinz. „Vor 70 Jahren gab es in Deutschland eine Regierung, die dem Volk gar nicht gut tat“, erklärte Bernhard Haschke, der die Teilnehmer im Namen der Initiative begrüßte, dem Nachwuchs, dass Hitler ein böser Mensch gewesen ist. „Er konnte Menschen nicht ausstehen, die be-hindert waren, die zum Volk der Roma, Sinti oder Gipsy gehörten und die, wie die Juden, eine andere Religion hatten“, zählte Haschke die Gruppen auf, gegen die sich der Hass und die Übergriffe der Na-tionalsozialisten richteten. In allen Städten, auch in Horstmar, habe es Bürgermeister und Polizisten gegeben, die bei diesem bösen Treiben mitgemacht hätten, bedauerte Haschke, der zu Toleranz gegenüber Andersdenkenden aufrief. „Sag nein, zu den Neonazis, und den braunen Gedanken“, lautete einer seiner Appelle an die Grundschüler. Haschke freute er sich besonders über die Anwesenheit der Familienangehörigen von Helga Eichen- wald. Sie gehörte zu den wenigen, die den Holocaust überlebt hatten. Ihre Tochter Andrea Leehan und die Enkelin Lisa waren eigens aus Amerika angereist, um an der Gedenkstunde teilzunehmen. „Thank you Andrea, thank you Lisa for being here today“, hieß Haschke die Besucherinnen willkom- men, die an allen drei Verlegungsorten das Kaddisch - dabei handelt es sich um das jüdische Gebet für die Toten - sprachen. Moritz Löwenstein und seinen Kindern Marianne und Hans gedachten die Besucher dort, wo das Haus der Familie früher gestanden hatte. Auch hier legte die Initiative gelbe Rosen für die Opfer des Holocausts nieder. „Für jedes Opfer ein eigener Stein“, betonte Haschke, dass die Initiative mit dieser letzten Verlegung allen Bürgern jüdischen Glaubens, die in der Zeit um 1938 in Horstmar gelebt hätten und ermordet worden seien, ein Zeichen gesetzt hätte. Trotzdem werde die Gruppe weiter gegen das Vergessen kämpfen und zum Frieden mahnen, kündigte Haschke auch im Namen seiner Mitstrei- ter Axel Boddenberg, Rita Scharf, Dr. Reinhard Stahl und Anna-Maria Vossenberg an. Als eine immer größer werdende Widerstandsgruppe bezeichnete Haschke die Initiativen, die sich in vielen Orten gebildet haben, um die Steine mit den Namen der Opfer in die Gehsteine zu pflastern. Gunter Demnig habe bereits vor zehn Jahren die Idee dazu gehabt und verlege die Stolpersteine in ganz Deutschland. Dritte und letzte Station machte die Gruppe vor dem Haus Nummer 7 an der Schöppinger Straße. Hier erwies man Bernhard Löwenstein die letzte Ehre.