Tafeln erinnern an Deportation von Rainer Nix am 21.05.2008 14:58 Uhr STEINFURT Um daran zu erinnern, was jüdischen Mitbürgern während des Dritten Reiches auch in beiden Steinfurter Stadtteilen passiert ist, wurden am Mittwoch Informationsständer eingeweiht. Da einstmals „Deportationszüge“ die Betroffenen ihrem schlimmen Schicksal entgegen transportierten, stehen die Tafeln am Borghorster und Burgsteinfurter Bahnhof. Repräsentanten der Stadt, der Wolfgang-Suwelack-Stiftung und der Initiative Stolpersteine waren bei der Einweihung der Infotafeln anwesend. Foto Nix „Sie tragen dafür Sorge, dass jeder lernen kann aus den schrecklichen Fehlern, die damals gemacht wurden“, betonte Bürgermeister Andreas Hoge. Der Bürgermeister, Matthias Ester, Vorstandsmitglied der Wolfgang Suwelack Stiftung, Dr. Ralf Klötzer vom Stadtarchiv, Mitglieder der Initiative Stolpersteine sowie interessierte Schüler wohnten waren bei der offiziellen Übergabe anwesend. Tragische Familiengeschichte Der Blick soll vor allem auch auf das Deportationsgeschehen vor Ort und in der Region gelenkt werden. Die neuen Tafeln erinnern auf ihrer Vorderseite an Personen, denen dieses Schicksal widerfuhr. In Borghorst ist das Ehepaar Albert und Frieda Heimann abgebildet, das in der nach ihnen benannten Villa in Sichtweite des Bahnhofs wohnte. Josef Bergmann von der Initiative „Stolpersteine“ referierte kurz die tragische Geschichte der Familie, von der sich nicht alle durch Auswanderung retten konnten. Die andere Seite der Tafel weist auf die Ausstellung im Hauptbahnhof Münster hin. In Zukunft werden an dieser Stelle aktuelle Termine bekannt gegeben. In Burgsteinfurt begleitete eine Assistentenklasse aus der Oberstufe der Wirtschaftsschulen die Übergabe des Infoständers, auf dem der Deportationsopfer Hermann Emanuel und Selma Neheimer gedacht wird. Nina Trappmann las das Gedicht „Dankbar“ der jüdischen Lyrikerin Rose Ausländer vor, Stefanie Schneiders und Franziska Jäger referierten die Geschichte der Familien Emanuel und Neheimer. Insgesamt fünf Städte - Billerbeck, Bocholt, Coesfeld, Steinfurt und Warendorf - nehmen am „Projekt Informationsständer“ teil. Die Suwelack-Stiftung ist Mitglied im „Initiativkreis Deportationsausstellung Münster“ und Förderer der Doppelausstellung „Sonderzüge in den Tod. Die Deportation der Deutschen Reichsbahn.“ Die Stiftung hatte vorgeschlagen, in den Riga-Komitee-Städten des Münsterlandes auf die Deportationsausstellung in Münster hinzuweisen. Sie regte an, vor Ort Informationstafeln über die Schicksale einheimischer deportierter Personen in den öffentlichen Raum zu stellen. Besagte Ausstellung der Deutschen Bahn AG (Berlin) wird auch einen lokal- und regionalhistorischen Teil präsentieren. Sie ist bis 15. Juni im Hauptbahnhof Münster zu sehen. Weitere „Stolpersteine“ Die Initiative Stolpersteine verlegt am 3. Juni um 14.30 Uhr in Borghorst weitere Stolpersteine, von denen einer 95 Euro kostet. Vier davon müssen noch finanziert werden. Spenden können an den Heimatverein Borghorst, Volksbank Nordmünsterland unter der Kontonummer 5138008203, Bankleitzahl 40163720, überwiesen werden. Copyright © Lensing Medien GmbH & Co. KG