Do., 27.01.2011 Steinfurt Wider das Vergessen Von Hans Lüttmann Burgsteinfurt - Auch wer gestern Mittag nicht am Bahnhof stand in fror, wird gemerkt habe, dass der 27. Januar ein besonderer Tag war; denn überall flatterten die Fahnen auf Halbmast. Seit 15 Jahren erinnern sie an den 27. Januar 1945, als Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau befreiten. Mit Bedacht hat sich die Burgsteinfurter Stolperstein-Initiative diesen Tag des Gedenkens an die Op-fer des Nationalsozialismus ausgesucht, um in Burgsteinfurt ein weiter Zeichen wider das Vergessen zu setzen: eine Tafel, kaum einen Quadratmeter groß, die von jüdischem Leben und Sterben in Burgsteinfurt erzählen. Oben zeigt das zweigeteilte Plakat einen skizzenhaften Stadtplan, in den ehemali-ge Wohnhäuser von 35 jüdischen Familien markiert sind, darunter eine Texttafel mit den dazu gehöri-gen Namen. „Bis vor kurzem“, sagte Hildegard von den Driesch in einer schlicht gehaltenen Eröffnungsansprache, „stand hier eine Informationstafel zur Ausstellung Śonderzüge in den Tod´ die vor allem an die De-portation deutscher Juden nach Riga und in die Vernichtungslager in Polen durchgeführt wurden. Die Stolpersetin-Initiative hat von der Borghorster Gruppe anregen lassen, das Schild nicht abzubauen, sondern für das Anliegen zu nutzen, die Erinnerung an die geflohenen oder ermordeten jüdischen Bürger der Stadt wachzuhalten.“ Die Burgsteinfurter Initiative hat Informationen über diejenigen jüdischen Familien zusammengetra-gen, die vor 1933 in Burgsteinfurt wohnten. „Viele dieser Familien“, betonte Hildegard von den Driesch, „haben das Leben der Stadt ganz wesentlich mitgeprägt wie die Familie Wertheim mit ihrer großen Textilfabrik an der heutigen Goldstraße oder die Familie Markus mit ihrer Matzenfabrik, aber auch andere Familien, die in bescheidenen Verhältnissen lebten.“ Und sie versprach, dass die Stolperstein-Initiative auch weiterhin daran arbeiten werde, die Erinnerung wachzuhalten.