Wo sich die Spuren verlieren Montag, 06. März 2006 | Quelle: Münstersche Zeitung (Steinfurt) BORGHORST - Der Schein trügt. Das erste Foto zeigt eine freundliche Schülergruppe der Marks-Haindorf-Stiftung Münster, Anfang der 40er Jahre. Von den 15 abgebildeten Kindern, die deportiert wurden, überlebten nur zwei die NS-Gewaltherrschaft, stellt sich zum Ende des Vortrags heraus. Detailliert dokumentierte Winfried Nachtwei die "ordnungsgemäß" organisierten Evakuierungen durch die NS-Behörden, "um möglichst wenige Fragen aufkommen zu lassen". In Münster waren es 403 Menschen, jüdische Bürger aus dem gesamten Münsterland " unter ihnen viele Steinfurter " die sich am 12. Dezember zur Deportation einzufinden hatten. Genau wurde festgehalten, was zum "Arbeitseinsatz" im Osten mitgenommen werden durfte. Erschütternde Fakten Nachtweis über die Entwicklung der lettischen Hauptstadt zum "Reichsjudenghetto" stützten sich auf die Angaben Überlebender. Der deutsche Überfall im Sommer 1941, das Brennen der Synagoge, der "Rigaer Blutsonntag": Um "Platz zu schaffen" für die Deportierten aus dem "Großdeutschen Reich" ließ die SS-Vernichtungsmaschinerie 28000 Juden im Wäldchen Rumbula erschießen. Unerträgliche Lebensbedingungen im Ghetto, härteste Zwangsarbeit und mörderische Haftbedingungen in den Lagern forderten 100000 Todesopfer. "Hinter diesem Tor stöhnt die Erde", stand zu lesen am Eingang zum Lager Salaspils. Im nahe Riga gelegenen Hochwald von Bikernieki hatte man kurz vor dem Rückzug der Deutschen die Massengräber geöffnet, die Toten verbrannt. "Von den meisten Deportierten aus dem Münsterland verlieren sich hier die Spuren." Tausende starben auf den "Todesmärschen" über die Ostsee ins Lager Stutthof bei Danzig. Ausdrücklich begrüßt Winfried Nachtwei den demokratischen Grundkonsens und die parteiübergreifend stattfindende Erinnerungsarbeit. Und "sehr sehr richtig" sei der Grundgedanke der vielerorts aktiven "Stolpersteine"-Initiativen, die sich bemühten, den Menschen ihrer Region zumindest ein wenig ihrer Würde zurückzugeben. - bka Am 30. November 2001 wurde auf Initiative des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) eine erste osteuropäische Gedenkstätte in Riga-Bikernieki eingeweiht, gebildet aus 25000 dicht gedrängt stehenden Steinen, um den dort namenlos Verscharrten ein wenig "ihr Gesicht zurückzugeben". Der VDK organisiert internationale Jugendcamps, die über Generationen hinweg die Pflege der Gedenkstätten übernehmen. >> www.volksbund.de