Zeichnungen aus dem KZ Theresienstadt Rheine. „Es gibt Menschen, die das alles leugnen. Aber hier vor Euch steht jemand, der das alles mit eigenen Augen gesehen hat.“ Helga Weissova hat den Holocaust überlebt. Und sie hat den Schrecken nicht nur gesehen, sondern auch für die Nachwelt festgehalten. Sie hat den Alltag im Ghetto Theresienstadt heimlich gezeichnet. Als junges Mädchen. Am Dienstag stand die jüdische Tschechin als 79-Jährige vor den Schülern des Kopernikus-Gymnasiums. Sie sprach über ihre Erinnungen an die schreckliche Zeit und eröffnete eine Ausstellung mit den Bildern, die sie vor rund 65 Jahren gezeichnet hat. Auch wenn ihr noch immer schwerfällt, über das Erlebte zu sprechen. Als eines von nur 100 später nach Auschwitz deportierten Kindern hat sie das Vernichtungslager überlebt. Und nun kämpft sie gegen das Vergessen. „Ich spreche für diejenigen, die nicht mehr sprechen können. Das ist meine Pflicht“, sagte sie. „Zeichne, was Du siehst“, Helga Weissova kämpft als hatte ihr Vater ihr damals in Theresienstadt gesagt. Genauso heißt Holocaust-Überlebende gegen auch die Ausstellung im Kopernikus-Gymnasium. Das Zeichnen, das Vergessen. geschweige denn das Filmen war damals streng verboten. „Die Zeichnungen hat mein Onkel eingemauert“, sagt Weissova. Die Bilder aus Theresienstadt lassen nur etwas von dem Schrecken erahnen, den auch In Prag wurde sie 1929 geboren – „in Demokratie und Freiheit.“ Die Situation veränderte sich Weissova erlebt hat. Fotos: schon bald in das genaue Gegenteil. Fortan waren die Juden Gejagte. „Mit Kleinigkeiten fing das Kampferbeck an“, erinnert sich Weissova. Kino- und Theaterbesuch gestrichen, auch die Teilnahme am Sport nicht mehr erlaubt. All das schaukelte sich hoch und mündete schließlich in der Katastrophe. Nach Theresienstadt wurde Weissova nach Auschwitz deportiert. BILDERSTRECKE Dort sah sie Josef Mengele, den berüchtigten Lagerarzt. Wie durch ein Wunder wurde sie an der „Rampe“ nicht direkt in die Gaskammer geschickt. „Eigentlich gingen alle unter 15-Jährigen dorthin.“ Nach Auschwitz ging es für sie nach Flossenbürg und Mauthausen, wo sie in der Rüstungsproduktion eingesetzt war. Jahrzehnte habe sie keinen Fuß nach Deutschland setzen können. Schüler und Gäste Helga Weissova.... Schulleiter Tasso Doch mittlerweile hege sie keinen Hass mehr gegen die hörten gebannt Eichel.... Weissovas... Deutschen. „Ihr seid nicht für die Vergangenheit verantwortlich, aber für die Zukunft und dass so etwas nicht wieder passiert“, mahnte sie die Schüler eindringlich. Diese Verantwortung der kommenden Generationen mahnte auch Schulleiter Tasso Eichel an. „So etwas darf sich nicht wiederholen“, forderte Eichel. Der Besuch Weissovas sei ein Beitrag, die Vergangenheit nicht zu vergessen. Ferner zeige der Besuch Weissovas, dass Verständigung möglich sei. Der Kontakt zu der Tschechin kam über Jan Tomasek zustande. Der Zwölftklässler hat eine Facharbeit über Theresienstadt geschrieben und mit Weissova gesprochen. „Zeichne, was Du siehst“ – Zeichnungen eines Kindes aus Theresienstadt. Zu sehen noch bis zum 6. März im Kopernikus-Gymnasium, montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr. VON JENS KAMPFERBECK URL: http://www.westfaelische-nachrichten.de/lokales/kreis_steinfurt/rheine/?em_cnt=197828&em_loc=170 © Westfälische Nachrichten - Alle Rechte vorbehalten 2008