So., 06.10.2013 13 neue Stolpersteine in Burgsteinfurt Für eine friedliche Welt Extra für die Solpersteinverlegung aus Chile angereist: Die Familie Hirsch vor dem Haus ihrer Ahnen. Foto: Theresa Gerks Burgsteinfurt - Am Samstag verlegte der Künstler des europaweiten Stolpersteine-Projekts Gunter Demnig 13 weitere goldene Erinnerungsplatten auf zehn mal zehn Zentimeter gro- ßen Steinen. Bereits zum fünften Mal kam er hierhin, in ganz Europa sind mittlerweile über 43 000 Steine verlegt, die an Opfer der NS-Zeit erinnern. Von Theresa Gerks Von Rosendahl direkt weiter nach Burgsteinfurt: Am Samstag verlegte der Künstler des europaweiten Stolpersteine-Projekts Gunter Demnig 13 weitere goldene Erinnerungsplatten auf zehn mal zehn Zentimeter großen Steinen. Bereits zum fünften Mal kam er hierhin, in ganz Europa sind mittlerweile über 43 000 Steine verlegt, die an Opfer der NS-Zeit erinnern. „Durch die Steine geben wir den Opfern des Nationalsozialismus ihre Namen zurück“, erklärte Ursula Kunze von „Initiative Stolpersteine“. Und damit lebt die Identität der Person wieder für einen kurzen Moment auf; eben dann, wenn man nichtsahnend über diesen glänzenden Stein im Boden stolpert. Am Samstag durfte sie über 60 interessierte Bürger an der Leererstraße begrüßen. Im Bürgersteig vor dem Haus Nummer 38 wurden drei Steine verlegt: Für Louis Eichenwald, seine Frau Emma Eichenwald, geborene Heymann, und ihrer Tochter Käthe Eichenwald. Zu jeder Verlegung gehören auch einige Worte zur Biografie der einzelnen Schicksale, „damit Sie auch wissen: Das ist diesen Menschen passiert!“, so Barbara Wachsmuth-Ritter, die über die Familie berichtete. An den weiteren Stationen des Tages wurde sie von Kunze und Karl Friedrich Herhaus ergänzt. Den Abschluss einer jeden klei-nen Verlegungszeremonie bildet das Betten einer Rose auf jeden einzelnen Stolperstein, das am Samstag Astrid Strathausen übernahm. Weitere Steine wurden vor den Wohnstätten beziehungsweise Nachbauten an derselben Stelle der Opfer verlegt: Siegfried Meyer und Lina Radlowski, geborene Hirsch, an der Bahnhofstraße 21, Edith Goldschmidt, geborene Hirsch, Selma Hirschheim, geborene Hirsch, und Georg Hirsch an der Rottstraße 7, Florentine Buchheimer an der Steinstraße 15, Julius Michel am Bütkamp 8, Levi Israel und Thekla Israel, geborene Löwenstein, an der Wasserstraße 2, außerdem Arnold Troost, Alexander-Ro-linck-Straße 1. Von diesen 13 Menschen haben die NS-Zeit lediglich vier überlebt. Drei von ihnen haben einen Platz in der Rottstraße 7 bekommen und außerdem familiären Besuch ge-habt: Die drei Söhne von Georg Hirsch, der 1939 mit dem letzten Flüchtlingsboot nach Chile auswan-derte, waren extra aus Santiago de Chile für diesen bedeutenden Moment angereist (Wir berichte-ten). In andächtiger Atmosphäre verlas Herhaus echte Dokumente wie Bittbriefe an die Nationalsozialisten, die Georg Hirsch nach der Progromnacht 1938 zwangsarbeiten ließen. Sichtlich berührt lauschten sie der Übersetzung dieser Texte. Ein bedeutender Moment war es auch für die ältesten Mitglieder der „Initiative Stolpersteine“: Sie haben die Hirschs teilweise noch gekannt. Roberto betete mit seinen Brüdern Miguel und Tomás Hirsch das jüdische Heiligungsgebet Kaddisch. Sie legten Fotos ihres Vaters und ihrer Großeltern nieder neben die Stolpersteine. „Wir sind ganz stolz, hier zu sein“, richtete Miguel Hirsch am Ende das Wort an die Steinfurter Bürger, „Wir denken, es ist wichtig – gerade für junge Leute, die eine neue Welt machen wollen mit Frieden und Gewaltlosigkeit“.