Münstersche Zeitung 22.11.2013 Von Christiane Hildebrand-Stubbe 1. Steinfurter Geschichtstag Impuls zur Erinnerung STEINFURT Was wissen die Steinfurter von ihrer Geschichte, was können, was müssten sie aus ihr lernen? Für die VHS im Kulturforum ist die Antwort klar: eine ganze Menge. Insofern ist der „Steinfurter Geschichtstag“ auch die logische Konsequenz ihres Bildungsauftrags. Ursel Kunze, Josef Bergmann und Dr. Peter Krevert (v.l.) liegt daran, in Steinfurt die Erinnerungskultur aufrecht zu halten. Demnächst soll jährlich zum Jahresende ein Geschichtstag stattfinden - der nächste vielleicht zum Thema »Auswanderungen« Bei der Premiere am 28. November steht die Spurensuche jüdischen Lebens in Steinfurt im Vordergrund. „Ein solches Projekt ist natürlich nur mit Partnern zu realisieren“, betont Dr. Peter Krevert, VHS-Abteilungsleiter Gesundheit, Kultur, Medien. In diesem Fall sind der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, das LWL-Medienzentrum für Westfalen und auch die beiden örtlichen Stolperstein-Initiativen mit im Boot. Der Steinfurter Geschichtstag knüpft auch an die Riga-Ausstellung „Bikernieki – Wald der Toten“, die vor kurzem im Kreishaus gezeigt wurde, an. Das Rigaer Ghetto war auch für viele Steinfurter Juden der letzte Aufenthaltsort, die meisten, die hierher deportiert wurden, kehrten nicht mehr zurück. Termine › Der Geschichtstag beginnt am 28. November um 11 Uhr am Heimathaus in Borghorst. Josef Bergmann (Stolpersteine) nimmt die Menschen mit an „Orte jüdischen Lebens“ – nicht nur theoretisch in seinem Vortrag, sondern auch bei einem „Erinnerungsgang“ zum Platz der ehemaligen Synagoge. › Um 14.30 Uhr schildern Karl Friedrich Herrhaus und Oliver Löpenhaus (Stolpersteine) im Stadtarchiv „Die jüdisch-christliche Episode am Gymnasium Arnoldinum am Beispiel jüdischer Schüler aus Burgsteinfurt.“ › Um 16 Uhr führen die beiden Referenten bei einem „Erinnerungs- und Gedächtnisgang zu Orten jüdischen Lebens in Burgsteinfurt. Treffpunkt: ehemalige Synagoge an der Kautenstege. › Um 18 Uhr eröffnen Musiker des Kulturforums die Abendveranstaltung im Alten Rathaus. Der Abend sieht eine Gesprächsrunde mit Vertretern Steinfurter Initiativen ebenso vor wie die Präsentation des Films „Wir haben es doch erlebt. Das Ghetto von Riga“ mit anschließender Diskussion. Dr. Krevert hat sich intensiv mit „Edith Goldschmidt – eine Steinfurter Jüdin“ beschäftigt und wird über deren Vita referieren. Allesamt Themen, die längst noch nicht ausgeschöpft, geschweige denn „überholt“ sind, wie Ursel Kunze (Stolpersteine) weiß. Sie hat immer wieder erfahren, wie bei der Spurensuche anhand jüdischer Biografien auf eine Entdeckung oft sofort die nächste folgt. Und mit Josef Bergmann und Peter Krevert ist sie sich einig, dass gerade dieser Teil der Steinfurter Geschichte, nie aus dem öffentlichen Blick verschwinden darf. Insofern begrüßt sie den Geschichtstag als „sehr schöne und wichtige Facette im Kulturforum, dass so gesellschaftspolitische oder geschichtliche Themen ihren Platz bekommen.“