10.08.2010 19:21 Uhr Alfred Homann gestorben Ein Leben für die Kolpingfamilie STEINFURT Adolph Kolping, sein Lebensbeispiel und Engagement waren für Alfred Homann Ansporn und Richtschnur für das eigene, am Glauben ausgerichtete Handeln. In der Nacht zum Sonntag ist das älteste Mitglied der Kolpingsfamilie Borghorst im Alter von 92 Jahren gestorben. ka Als in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 die jüdische Synagoge brannte, stellte Alfred Homann in der Nachbarschaft sein Stativ auf, um das schreckliche Geschehen im Bild festzuhalten. Im Juni 2009 erhielt Homann für diese mutige Tat sowie sein Wirken in der Kolpingsfamilie und der "Initiative Stolpersteine" das Bundesverdienstkreuz. "Sein Name wird unvergesslich sein" "Alfred Homanns Name und sein Wirken werden für uns unvergesslich sein", betont Josef Bergmann, Sprecher der "Initiative Stolpersteine". Josef Bermann hat Homann in der Kolpingsfamilie, dem "Kreis der Familien" kennengelernt. Von 1938 bis 1946 war Homan der "Senior" (jetzt Vorsitzende) des Vereins. "Andere verbrachten damals ihre freie Zeit im "Braunen Haus" an der Bahnhofstraße. Alfred traf sich mit uns im Kapitelsaal", sagt Josef Bergmann. Die enge Verbundenheit der beiden Männer ist bis zum Tod Homanns geblieben. Seit dem Alfred Homann im Heinrich- Roleff- Haus lebte, hat ihn Bergmann wöchentlich besucht, um ihm die Lokalseiten in der Zeitung vorzulesen. "Ich wollte ihm persönlichen Dank zurück geben", so Bergmann. Stolperstein-Initiative gegründet "Mit großer Hochachtung und tiefer Dankbarkeit nehmen wir Abschied von Alfred Homann", schreibt Josef Bergmann in seinem Nachruf. Alfred Homann gründete 2005 die "Initiative Stolpersteine". Heute erinnern 39 Stolpersteine in unserer Stadt an jüdische Mitbürger, die Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft wurden. Das aktuelle Projekt der Initiative, die Sichtbarmachung des Grundrisses des jüdischen Gotteshauses war ihm ein besonderes Anliegen. In Schulen hat er als Zeuge der NS- Zeit seine Erfahrungen, die er mit viel Zivilcourage und kritischer Distanz zum Regime machte, anschaulich und lebendig vermittelt. Vorschrift: Hakenkreuzfahne zeigen Bei der letzten öffentlichen Begegnung mit seinen Kolpingfreunden, zum 125- jährigen bestehen des Vereins im Jahre 2006 erzählte Alfred Homann, wie der damalige Katholische Gesellenverein - jetzt Kolpingsfamilie von den Nationalsozialisten bedrängt wurde. „Die Nazis saßen überall dahinter und kamen zu jeder öffentlichen Veranstaltung“, sagte Homann. „Die Hakenkreuzfahne musste immer gezeigt werden. Das war Vorschrift“. 1934 begannen die Störungen der kirchlichen Vereine durch die Nazis. Es folgte das Verbot des Jungmännervereins, die Kolping- Wandergruppe durfte ihre Kluft nicht mehr tragen. Aber die Mitglieder schlossen sich enger zusammen. Hitlerbüste konnte Kolpingbüste nicht verdrängen Feste der Kolpingsfamilie, wie der Zunftabend, das Stiftungsfest oder die Adventsfeiern mit einem Theaterspiel sowie die Aufführungen der Volkstanzgruppe, waren beliebt in der Gemeinde. Bei der feierlichen Eröffnung der Ausstellung „Deutsches Handwerk“, die unter der Leitung des Lehrers Bernhard Becker stand, kam es zu einem Streit mit den Nationalsozialisten. Sie wollten, dass die Büste Hitlers in den Mittelpunkt der Ausstellung gestellt wird. „Bei jeder Gelegenheit kam der Kopp dahin“, ärgerte sich Homann. Auf Vermittlung des Innungsobermeisters Josef Nölke behielt die Figur Adolph Kolpings aber den Ehrenplatz in der Ausstellung. Nur ein harter Kern blieb Das Vereinsleben wurde durch die SA und HJ immer mehr unterdrückt, so dass sogar die Arbeitsplätze der Mitglieder gefährdet waren. Über Nacht wurde am Vereinshaus an der Emsdettener Straße die große Inschrift in Goldbuchstaben „Kath. Gesellenverein“ entfernt. Bis heute ist der Rahmen, in dem sich der Schriftzug befand, am ehemalig Grautmannschen Haus zu erkennen. Die Mitgliederzahlen gingen immer mehr zurück und es blieb nur noch eine kleine Kernschar. „Wir gaben den Veranstaltungen einen religiösen Mantel, denn religiöse Veranstaltungen waren ja erlaubt“, erzählte Homann. Die Versammlungen, oft mit bis zu 25 Mitgliedern besucht, fanden im Kapitelhaus oder der Krankenhauskapelle statt. Das Vereinsvermögen wurde der Kirche übereignet und die Vereinsfahnen sichergestellt. Gemeinschaft hielt stand Trotz Hausdurchsuchungen oder Vorladungen bei der Kripo, brach die verschworene Gemeinschaft nicht auseinander. Es wurde Busfahrten unternommen, oft getarnt als „Wallfahrt“, sogar einige Fahrten mit Tanz unternahm man. Größter Organisator war meistens der Präses Vikar Heinrich Timmermann. Im goldenen Jubeljahr 1931 gehörten 300 Mitglieder dem Verein an. Ein Glanzpunkt der Veranstaltung war die Ansprache des Seniors Bernhard Hille vor 1500 Kolpingmitgliedern aus dem Rheinland und Westfalen, in der er schon auf die Gefahren des Nationalsozialismus hinwies: „Wir bekennen uns zur heutigen Staatsform. Wir wollen keine politische Knechtung, keinen Radikalismus….“