Aus Puzzleteilen Steine bilden MZ, 23.06.05 Dokumentationsgruppe der Initiative „Stolpersteine Steinfurt" sondiert erstmals Daten Borghorst - „Hierdurch teile ich mit, dass ich / mein Sohn / meine Tochter zu den bisherigen Vornamen ... den Vornamen ‚Israel führe." Ein Formular, ausgestellt von Standesamt oder Polizeibehörde, datiert im Dezember 1938, mit dem Stempel „Amt Borghorst". Fein säuberlich dokumentierten die Behörden zu NS-Zeiten die Schreibtisch-Vorgänge, mit denen jüdische Bürger gezwungen wurden, einen zusätzlichen Vornamen anzunehmen: „Israel" oder „Sara". Heute bildet so ein Formular ein wichtiges Puzzleteil, mit dessen Hilfe die Schicksale der deportierten Juden zurtickverfolgt und dokumentiert werden können, „Alle Informationen und Quellenangaben müssen abgeglichen werden", wissen die Teilnehmer der Projektgruppe Dokumentation der „Initiative Stolpersteine Steinfurt" (wir berichteten am 31. Mai). Beiträge in den „Steinfurter Schriften", Unterlagen aus dem Stadtarchiv, themenbezogene Examensarbeiten und Schuldokumentationen müssen nach einer ersten Sichtung in Übereinstimmung gebracht werden. Dabei bildet die Datenbank des Vereins „Erinnern und Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus im Münsterland e;V." eine fundierte Grundlage. Auf der neu erstellten Internetse-te der Initiative ist eine Liste von Deportierten aus Borghorst einsehbar. Zeitzeugen meldeten sich bei Josef Bergmann: Sie habe nur eine kleine Rente, da könne sie solch einen Stolperstein nicht bezahlen, hatte eine Zeitzeugin die Aktion miss-verstanden. „Sie wird uns aber sicher gern etwas erzählen", so Josef Bergmann, der in Kürze Kontakt zu ihr aufnehmen wird. Bürger machen mit Hoch erfreut ist die Initiative darüber, dass bereits einige Borghorster Bürger und Institutionen ihr finanzielles Engagement für die Stolpersteine (95 Euro kostet ein Stein) bekundet haben. Vorbereitet wird ein Besuch der Arbeitsgruppe im Stadtarchiv; Standesamt, Katasteramt und Grundbuchamt sind weitere Anlaufstellen. Zur Jüdischen Gemeinde, aber auch zur Seelsorgeeinheit St. Nikomedes/St. Marien sind Kontakte geplant. Erste Verbindungen zum Ortsteil Burgsteinfurt konnten bereits geknüpft werden. „Das ist ein Muss", war die erste Reaktion aus dem dortigen Heimatverein, berichtete Reinhard Niewerth. Frühestmöglicher Termin für das Verlegen erster Stolpersteine in Steinfurt sei der Monat Juni 2006, überbrachte Niewerth die erfreuliche Mitteilung. Zu diesem Zeitpunkt werde der Künstler Gunter Demnig in Münster erwartet. Nach wie vor sind Fotos, Briefe, Dokumente aller Art und Berichte von Zeitzeugen dringend erwünscht. Kontakt; Josef Bergmann, Tel. (0 25 52) 20 24, oder Dr. Friedrich Reinmuth, Tel. f0 25 52) 13 41. • Beate Kater www,stolpersteine-steinfurt.de Stolpersteine des Kölner Künstlers Gunter Demnig sind in Bürgersteige eingelassene Steine, die auf der Oberfläche mit einer 10 x 10 cm großen Messingtafel versehen und gegen das Vergessen an den ehemaligen Wohnorten deportierter und ermordeter jüdische Bürger verlegt werden.