So., 11.09.2011 Steinfurt Das Bewusstsein schärfen Von Jennifer Schulte Borghorst - Es soll ein würdevoller Ort werden. Eine Stätte, an der ein Stück Borghorster Historie ins Bewusstsein der Bürger zurückkehrt. Gestern rückte dieses Ziel noch ein kleines Stückchen näher. An der ehemaligen Synagoge an der Lechtestraße enthüllte der technische Beigeordnete der Stadt Steinfurt, Reinhard Niewerth, die neue Informationstafel, die einen Einblick in das Leben jüdischer Bürger vor und während des Zweiten Weltkriegs gibt.1854 bauten acht jüdische Familien an der Lechtestraße die Synagoge. 40 Bürger umfasste die Gemeinde, bevor die Synagoge in der Pogromnacht am 9. November 1938 angesteckt und zerstört wurde. Auf den Weg gebracht wurde die Anbringung der neuen Informationstafel Bürgerinitiative Stolperstei-ne. An der Umsetzung waren viele Köpfe und Hände beteiligt. Angefangen bei den Ideengebern für die Gestaltung Klaus Adam und Bernhard Hillebrand, über die vielen Privatpersonen, die einen Teil ih-res Geldes gespendet haben bis hin zu Nachbarn der ehemaligen Synagoge, Kirchen, Banken und Fraktionen des Rates, die ebenfalls voll hinter dem Projekt standen. „Diese Tafel ist eine kollektive Pflicht zur Erinnerung“, sagte Reinhard Niewerth, nachdem er unter Beifall der zahlreichen Interessierten die Tafel enthüllt hatte. Alfred Voges, Vorsitzender der Vereinig-ten Schützen und stellvertretender Bürgermeister, bezeichnete sie als einen Bezugspunkt für alle. Er erinnerte an Albert Heimann, dem Oberhaupt einer jüdischen Familie, der vor gut 90 Jahren König der Bürgerschützen war. Ihm und den zahlreichen anderen jüdischen Bürgern zu Ehren, die während des Zweiten Weltkriegs flüchten mussten oder während des Nationalsozialismus deportiert wurden, zogen die Borghorster Schützen im Anschluss an die Fahnenweihe der neuen Bürgerschützenfahne an der ehemaligen Synagoge vorbei und hielten für einen Moment inne. Pfarrer Wilfried Küppers sprach einen Psalm und sang wie in der jüdischen Religion üblich auf Hebräisch. Anschließend legte er statt Blumen traditionell einen fahlroten Stein auf die neu eingeweihte Stätte mit der Infotafel. Für eine besonders feierliche Atmosphäre sorgte Julian Teltenkötter, der die Feierstunde mit seinem Saxofon musikalisch begleitete. Die Glastafel am Grundriss der ehemaligen Synagoge ist ein weiterer wichtiger Schritt, die jüdische Vergangenheit Borghorst ein wenig in den Mittelpunkt zu rücken.