Drei Orte der Erinnerung Donnerstag, 09. Februar 2006 | Quelle: Westfälische Nachrichten (Steinfurt) -gun- Borghorst. Die drei Orte, an denen die ersten Stolpersteine in Borghorst gelegt werden, stehen fest: das Haus der Familie Salomon Hertz an der Münsterstraße, die Villa Heimann an der Anton-Wattendorff-Straße und das Haus der Familie Philipp Eichenwald an der Alten Lindenstraße. Dafür gab es beim Treffen der Aktion Stolpersteine am Dienstagabend eine breite Zustimmung. Sollte der Künstler Gunter Demnig entgegen bisheriger Aussagen bereit sein, an vier Stellen die kleinen Messingtafeln einzulassen, wird das Haus Nikomedesstraße 1, in dem die Gumprichs gewohnt haben, berücksichtigt. Ganz aktuell war die Nachricht, dass sich nach der Berichterstattung vom vergangenen Samstag ein Burgsteinfurter im Rathaus gemeldet hat, der möglicherweise Interesse an der Villa Heimann hat. In den nächsten Tagen will der Erste Beigeordnete Michael Gläseker ein erstes Gespräch führen. Vor der ersten Auswahl stellte die Dokumentationsgruppe kurz die bisherigen Ergebnisse ihrer Nachforschungen vor. Nur in vier oder fünf Fällen gibt es noch weiteren Klärungsbedarf. Die Schicksale der meisten jüdischen Familien konnten durch intensive Recherchen nachvollzogen werden. Um einen Überblick zu bekommen, wurden die familiären Verbindungen und Beziehungen mit Hilfe von Stammbäumen skizziert. Unstrittig ist für die Bürgerinitiative das tragische Ende der Familie Hertz. Während Salomon und die achtjährige Tochter in Konzentrationslagern umgebracht wurden, kam Sidonie Hertz als einzige überlebende Jüdin aus Riga zurück nach Borghorst (die WN berichteten). In gleicher Weise gesichert ist das Datenmaterial über die Familie Heimann. Nicht zuletzt Tochter Toni Stern, die heute in einem Seniorenheim in der Nähe von Washington in den USA zu Hause ist, hat der Bürgerinitiative wichtige Informationen über das Leben und die Deportation ihrer Eltern und Geschwister übermittelt. Albert Heimann ist in Auschwitz ermordet worden, seine Frau Frieda in Theresienstadt. Weil der Name Heimann in besonderer Weise für die Borghorster Juden steht und die Villa eine sozialgeschichtliche Bedeutung für den Ortsteil hat, plädierte eine Mehrheit der Stolperstein-Mitglieder für eine Verlegung an der Anton-Wattendorff-Straße. Auch, wenn noch nicht klar ist, was in Zukunft aus dem gesamten Areal im Bahnhofsumfeld wird. Mit einer Überplanung rechnet Baudezernent Reinhard Niewerth, der am Dienstagabend auch ins Heimathaus gekommen war, nicht in den nächsten Jahren. Und sollte sich irgendwann in diesem Bereich etwas tun, werden wir die Steine aufnehmen und auf jeden Fall wieder einlassen, versicherte Niewerth erneut. Um den Namen Eichenwald in Erinnerung zu behalten, entschied sich die Bürgerinitiative nach lebhafter Diskussion für das Haus der Familie Philipp Eichenwald als dritten Standort. Ehefrau Rosa war im Dezember 1941 nach Riga deportiert und später im KZ Theresienstadt ermordet worden. Die beiden Töchter Else und Grete fanden in Riga den Tod. Das gesicherte Datenmaterial wird in den nächsten Tagen an den Kölner Künstler Gunter Demnig weitergeleitet. Sollte er am 15. Juni noch an einer weiteren Stelle Steine verlegen, steht das Haus der Gumprichs an der Ecke Münsterstraße/Nikomedesstraße als nächstes auf der Liste. Darauf verständigten sich die Mitglieder der Aktion Stolpersteine. Von Borghorst aus deportiert wurde allerdings nur Sohn Julius. Seine Mutter und auch die anderen Geschwister lebten Ende 1941 in anderen Städten, in Quakenbrück und Münster. Eine Enkelin der Gumprichs hat allerdings im vergangenen Jahr schon Kontakt zu den Borghorstern aufgenommen und darum gebeten, ihre Familie doch zu berücksichtigen.