Donnerstag, 26. April 2007 | Quelle: Münstersche Zeitung (Steinfurt) Gepflasterte Erinnerung Borghorst - Früh am Morgen eine Aktion zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus? Für die Borghorster kein Problem. Zahlreiche Schulklassen mit ihren Lehrern füllten schon kurz nach acht Uhr morgens den Platz vor dem Heimathaus, ebenso Vertreter aus dem öffentlichen Leben, Zeitzeugen, ehemalige Bekannte und Nachbarn der Menschen, denen die Stolpersteine gelten. "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist", zitierte Josef Bergmann, Sprecher der Initiative "Stolpersteine", den Künstler Gunter Demnig. Mit einem jüdischen Totengebet aus dem "Kaddish" wurde an den am Sonntag verstorbenen Bill Heimann erinnert. Rosen für die Familie "Seit 1941 war ich nicht mehr hier, doch jetzt bin ich gekommen, um den Kreis zu schließen", sagte Eva Eichenwald Leveton, die als Kind häufig ihre Großmutter Clara besucht hatte. Diese war als einzige in Borghorst zurückgeblieben und 1942 gestorben. Vor dem Haus Münsterstraße 12, dem damaligen Kaufhaus Eichenwald (heute Teil des Modehauses Wissing), legte sie Blumen auf die frisch ins Pflaster eingelassenen Steine: für Ernst, Karl und Ruth Eichenwald geborene Schweitzer. Franziska Gah, deren Münsteraner Familie Karl Eichenwald in schweren Zeiten unterstützt hatte (wir berichteten), appellierte an die Teilnehmer, nie zu vergessen, wie sehr die NS-Diktatur menschliches Verhalten beeinflusst hatte - gerade in kleineren Orten. Die Nordwalder Lyrikerin Angelika Scho hatte ein ganz besonderes Gedicht verfasst - über die Menschen, die mit uns lebten: "Küen wi dat vögiäten?" Nein, vergessen dürfen wir nicht." - bka Zweiter Verlegeort: An der Münsterstraße 43 wohnte Familie Bendix Hertz. Drei Generationen waren vom Holocaust betroffen: Hertha und ihr Bruder Günther, ihr Sohn Richard (er wurde nur 12 Jahre alt), ihre Eltern Jenny und Moritz sowie dessen Bruder Norbert. Bruder Rudolf emigrierte 1938 in die USA. Josef Frese, ehemaliger Nachbar, hatte Rudi, den "eingeschworenen Preußen-Fan", dort in den 60er und 70er Jahren besucht und war mit großer Gastfreundschaft aufgenommen worden. Niemals jedoch wollte dieser seine alte Heimat wiedersehen.