Hoffen auf einen Investor Samstag, 04. Februar 2006 | Quelle: Westfälische Nachrichten (Steinfurt) -gun- Borghorst. Für Reinhard Niewerth bleibt es ein Traum. Und den gibt er so schnell auch nicht auf. Auch wenn vieles zurzeit dagegenspricht. Noch hofft der Baudezernent, dass für die Villa Heimann an der Anton-Wattendorff-Straße ein Investor gefunden wird, der, wie Niewerth, an dem Gebäude hängt. Das Haus ist aus baulicher Sicht abbruchreif. Der städtische Beigeordnete ist realistisch. Trotzdem bleibt die Möglichkeit der Sanierung, auch wenn die einem Neubau quasi gleichkäme. Ein Konzept für das gesamte Quartier, zu dem auch das ehemalige Fabrikgelände sowie der Bahnhofsbereich gehören, liegt zurzeit in keiner Rathausschublade. Niewerth: Zuletzt wurde für dieses Gebiet eine reine Wohnbebauung vorgeschlagen. Nicht erst seitdem die Bürgerinitiative Aktion Stolpersteine das jüdische Leben in Borghorst dokumentiert, steht die Villa Heimann im Blickpunkt. Das Gebäude gilt als eine Art Mahnmal. Wohl auch, weil die Heimanns, neben Hertz, die bekannteste jüdische Familie in Borghorst heute sind. Frieda und Albert Heimann haben bis kurz vor ihrer Deportation nach Riga in dem Haus in Bahnhofsnähe gelebt (die WN berichteten). Ihre vier Kinder, Wilhelm, Ottilie, Antonia und Elsbeth, sind dort aufgewachsen bevor sie ins Ausland flüchteten. Für die Mitglieder der Stolpersteine gibt es keinen Zweifel: Vor die Villa muss ein Stein. Doch soll der Kölner Künstler Gunter Demnig bereits bei seinem Termin am 15. Juni in Borghorst auch zur Anton-Wattendorff-Straße kommen? Diese Frage stellte sich jetzt die Bürgerinitiative. Macht das Verlegen Sinn, wenn der Bereich später überplant wird? Für Reinhard Niewerth kein Grund: Die Straße dort wird immer bleiben. Und sollten bei einer Neugestaltung die kleinen Gedenksteine für die Heimanns aufgenommen werden müssen, werden wir sie auf jeden Fall wieder neu verlegen, verspricht der Baudezernent. Insgeheim klingt dabei wieder die Hoffnung durch, dass irgendwann doch noch jemand auftaucht, der das Haus erhaltenswert findet. Allerdings, so räumt Niewerth ein, seien die Wände durch die Feuchtigkeit marode: Die Decken hängen durch. Weil für unangemeldete Besucher Lebensgefahr besteht, hat die Stadt Türen und Fenster vernagelt. Eine andere Möglichkeit wäre, an gleicher Stelle eine Kopie der Villa zu bauen. Doch auch dafür gibt es zurzeit keinen ernsthaften Interessenten. Vor das Haus der Familie Heimann gehören Stolpersteine. Das ist das Ergebnis der Dokumentationsgruppe, die inzwischen fast alle Familienstammbäume erstellt hat. Gleiches gilt für Salomon, Sidonie und Lore Hertz, die im Haus der heutigen Schwanenapotheke gewohnt haben. In einem ersten Kontakt vor einigen Wochen hat Künstler Demnig gegenüber dem Steinfurter Baudezernenten erklärt, am 15. Juni vor drei Gebäuden Stolpersteine ins Pflaster zu setzen. Niewerth: Das Datenmaterial muss bis zum 14. April in Köln vorliegen.