STEINFURTER NACHRICHTEN Freitag, 26. August 2005 Ihr habt den Heiland ans Kreuz geschlagen Die Gumprichs hatten ein Textilgeschäft und handelten mit Vieh -gun- Borghorst. Zu den jüdischen Familien, die bis zur Deportation in Borghorst ihr Zuhause hatten, gehörten auch die Gumprichs. Sie, so erinnert sich Maria Bäumer in der 38. Ausgabe der Borghorster Heimatblätter, spielten eine wichtige Rolle. Der alte Salomon Gumprich war Rabbi der jüdischen Gemeinde in Borghorst. Der Familie gehörte das Haus an der Ecke Münsterstraße 1 Nikomedesstraße. Zur Münsterstraße hin hatten die Gurmprichs ein Geschäft. Der große Viehstall lag an der heutigen Nikomedesstraße. Der Textilladen wurde von Sohn Emil geführt. Er war verheiratet und hatte zwei Kinder. Der Viehhandel wurde von Vater Salomon betrieben. Unterstützung bekam er dabei von seinem zweiten Sohn Julius, auch „Putt" genannt, wie Maria Bäumer in ihren Aufzeichnungen schreibt. Geistig war Putt nicht ganz auf der Höhe, hatte dafür aber „Bärenkräfte", weshalb er für seinen Vater eine große Hilfe war. Über Putt weiß Maria Bäumer einige amüsante Geschichten zu erzählen, die sie auf geschrieben hat: Für ihr Vieh hatten die Gumprichs an der Lindenstraße einiges an Weideland gepachtet. Somit kam Putt des öfteren in das Gebiet, in dem auch Maria Bäumer mit ihren Freundinnen spielte. Einmal, Putt hatte das Heu gerade aufgeschichtet, warfen Maria Bäumer und die anderen das Gras wieder auseinander. Als Putt dies bemerkte, schimpfte er heftig und drohte, alles den Eltern zu berichten_ „Unsere Reaktion war genau so heftig", muss Maria Baumer zugeben. Sie riefen ihm nämlich zu, er solle mal schön still sein, denn sie härten ja — gemeint waren natürlich die Juden des Alten Testamentes — den Heiland ans Kreuz geschlagen. Das war zu viel für Putt. Und er schrie zurück: „Das stimmt nicht. Das ist gelogen. Das sind die Eichenwalds (Anmerkung: eine andere jüdische Familie aus Borghorst) gewesen." Großes Gelächter war die Folge.