Jude gründete den Kicker Mittwoch, 19. April 2006 | Quelle: Westfälische Nachrichten (Steinfurt) Borghorst. Bayern München, Ajax Amsterdam oder MTK Budapest Was hat der Davidstern mit dem Lederball zu tun? Dieser Frage geht Dietrich Schulze-Marmeling nach. In seinem Buch Davidstern und Lederball beschreibt der Altenberger als Herausgeber zusammen mit anderen Autoren die Geschichte der Juden im deutschen und internationalen Fußball. Passend vor Beginn der Fußballweltmeisterschaft kommt der 49-Jährige auf Einladung der Initiative Stolpersteine und der Volkshochschule Steinfurt am 4. Mai um 20 Uhr ins Preußenstübel nach Borghorst. Im deutschen und internationalen Fußball bis 1933 spielten jüdische Bürger auf allen Ebenen eine bedeutende Rolle: als Spieler, Funktionäre, Trainer, Journalisten und Mäzene. Deutschlands Rekordtorschütze heißt noch heute Gottfried Fuchs, der bei der Olympiade 1912 im Dress der deutschen Nationalmannschaft gegen Russland zehn Tore erzielte. Die Fußball-Fachzeitschrift Kicker wurde von Walther Bensemann gegründet. Und der Rekordmeister FC Bayern München errang seinen ersten Meistertitel unter dem jüdischen Präsidenten Kurt Landauer und mit einem jüdischen Trainer, Richard Dombi. Auch an der Gründung des DFB waren jüdische Bürger maßgeblich beteiligt: So Gus Manning, nach dem Zweiten Weltkrieg der erste US-Amerikaner in der Exekutive der Fifa. Der Fußball bot anfangs ein Tummelplatz für gesellschaftliche Außenseiter und moderne Bürger, die sich für die englische Sportbewegung begeisterten. Vor dem Fußball hatte sich in Deutschland bereits das Turnen als nationale Disziplin etabliert, aber die häufig nationalistisch und antisemitisch gestimmten Turner hießen die jüdischen Bürger nicht willkommen. Ab 1933 fand das Engagement jüdischer Bürger für den deutschen Fußball ein Ende. Bis vor einigen Jahren war der Beitrag jüdischer Bürger zum Aufbau und zur Entwicklung des Fußballs in Deutschland in Vergessenheit geraten. Dass es dabei nicht blieb, dafür sorgte das 2004 erschienene Buch Davidstern und Lederball. Seither widmet sich auch der DFB des Themas und hat 2005 erstmals einen Julius-Hirsch-Preis ausgelobt, benannt nach dem in Auschwitz ermordeten Karlsruher Nationalspieler.