Jüdisches Schicksal aus Horstmar am 11.03.2008 13:36 Uhr HORSTMAR Das Schicksal der Eheleute Johanna und Samuel Eichenwald und das ihrer Kinder und Enkelkinder hat die "Initiative Stolpersteine" recherchiert. Das unglaubliche Leid der Familie nahm in Horstmar in der heutigen Königstraße seinen Anfang. Von 1894 bis 1932 waren Johanna und Samuel Eichenwald Besitzer des Hauses "Stadt 96", heute Königstraße 8. Sie hatten vier Söhne und eine Tochter. Samuel Eichenwald lebte bis 1938 in Horstmar, starb 1939 bei seiner Tochter Amalia in Amelo/Niederlande. 1932 hatte Samuel Eichenwald das Haus "Stadt 96" auf seinen Sohn Karl überschrieben, der "Stadt 96" hieß das Haus der Familie dort mit seiner Frau Grete, geb. Seligmann, aus Eichenwald, heute Königstraße 8, in Legden, und den Söhnen Helmut und Erwin Horstmar. Foto:pd lebte. Karl Eichenwald (1. Foto) war Viehhändler: Die Bauern in Horstmar, Alst und Leer waren seine Geschäftspartner. Zu einigen Bauern pflegte die Familie auch private Kontakte. So lud Karl manche Bauern zum Kaffee ein oder man fuhr nach Legden um sich den Blumenkorso anzusehen. Progromnacht Wie alle jüdischen Häuser wurde auch das der Eichenwalds in der Progromnacht nicht verschont. Die Haustür wurde mit einer Axt eingeschlagen, Schränke geplündert, Scheiben eingeschlagen. Karl wurde verhaftet, seine Frau und die zehn- und siebenjährigen Söhne vertrieben. Die kalte Novembernacht verbrachten die drei im Graben. Als sie morgens Richtung Darfeld gingen, holte Tierarzt Dr. Stegemann stillschweigend sein Auto aus der Garage, fuhr die drei nach Legden. Hilfe nicht möglich 1939 "verkaufte" Karl Eichenwald sein Haus an die Stadt Horstmar. Die Familie wohnte ab 1939 in Burgsteinfurt. 1943 wurde sie nach Riga deportiert, von wo Karl 1944 in das KZ Buchenwald gebracht wurde. Von dort erreichte eine Karte einen Horstmarer Bauern: Karl berichtete, dass er hungern müsse. Die Familie verschickte ein Lebensmittelpaket, doch der Ortsgruppenleiter lud den Bauern vor, verwarnte ihn aufs Schärfste. Es ist anzunehmen, dass das Paket Horstmar nie verlassen hat. Rückkehr Helmut und Erwin wurden im September 1944 nach Auschwitz transportiert und wahrscheinlich gleich nach ihrer Ankunft vergast. Grete Eichenwald überstand die Strapazen in Riga, kehrte nach Horstmar zurück. Doch heimisch fühlte sie sich nie mehr. 1958 schrieb sie an eine befreundete Horstmarerin: "Ja, wenn meine Jungs noch lebten wären sie auch schon 30 und 27 Jahre. Glauben Sie mir, es ist schwer für mich ..." Helmut Eichenwald wurde 1928 in Deportiert nach Auschwitz: Erwin Horstmar geboren. 1944 wurde er im Eichenwald. Foto:pd Auschwitz getötet. Foto: privat