http://www.muensterschezeitung.de/lokales/steinfurt/Eile-ist-nicht-geboten;art1005,1206185?_FRAME=33&_FORMAT=PRINT "Eile ist nicht geboten" Vor über 20 Jahren gab die Borghorster Weberei Anton Wattendorff den Betrieb auf. Zwei Jahrzehnte, in denen es an Ideen für eine Folgenutzung der 25 000 Quadratmeter großen Fläche in der Innenstadt nicht mangelte. Doch getan hat sich bislang ... - nichts. 2004 stellte Werner Otto als Sprecher der Investorengruppe (Prokonzept aus Nordwalde) Pläne zur Umgestaltung vor. Vorgesehen war eine Wohnbebauung auf 60 Prozent der Fläche, auf den restlichen 40 Prozent hätten Einzelhandelsflächen entstehen sollen. Doch die Pläne zerschlugen sich. Die Stadt bremste, denn die Politik debattierte gerade intensiv über potenzielle Verbrauchermarkt-Standorte in beiden Stadtteilen. Stichwort: "Steinfurter Tor". 2006 verkaufte die Bankgesellschaft Berlin das Wattendorff-Areal an zwei Investoren aus Neuenkirchen. Damals sagten die beiden Käufer, Lebensmittelmarkt-Betreiber Hans-Jürgen Borgmann und Architekt Markus Ernsting: "Das Gelände ist nicht einfach, bietet andererseits auch Chancen." Sie würden sich nicht unter Zeitdruck setzen, "sondern in Ruhe über alles reden." Bebauung Ein Jahr später, 2007, stellten Borgmann und Ernsting, die zwischenzeitlich die B+E-Erschließungsgesellschaft gegründet hatten, die ersten Pläne vor. Vorstellbar war damals zwischen Anton-Wattendorff-Straße und Südring ein 799 Quadratmeter großer Discounter, Fachmärkte und Gastronomie. Ein neues Baugebiet hätte zwischen 80 und 100 Häusern aufnehmen können. "Eile ist nicht geboten", hieß es seinerzeit vom Technischen Beigeordneten Reinhard Niewerth zur Umsetzung. Zumal die Stadt zusätzlich eigene Pläne verfolgte: mit einer Durchgangsstraße eine Anbindung an die Amselstraße zu erreichen. Doch alle Pläne zerschlugen sich. Nicht zuletzt durch das BWS-Center, für das im März 2007 der erste Spatenstich vorgenommen wurde. Seitdem ist es auf dem Wattendorff-Gelände nicht schöner geworden: Leere Lagerhallen, zerbrochene Scheiben und jede Menge Unrat sind nicht gerade eine Visitenkarte für die Stadt. Zwar führt Markus Ernsting auf seiner Homepage die Fläche aktuell als "Kapitalanlage". Doch wie es um die Zukunft der Industriebrache bestellt ist, dazu möchte er unserer Zeitung nichts sagen. Ernsting: "Entgegen meiner sonstigen Einstellung möchte ich zu diesem Thema nicht Stellung nehmen." Pläne von Studenten Auch Aleida Maffert hält sich mit Aussagen zurück. Dabei hätte die streitbare Borghorsterin, die sich seit Jahren für neue Nutzungen der Industriebrachen in der Innenstadt einsetzt, eine Menge zu erzählen. Maffert: "Wenn ich an das Wattendorff-Areal denke, bin ich frustriert, wütend und traurig. Es gibt dort so viel zu tun, so viele Hände hat man gar nicht. Was könnte man nicht alles auf der Fläche verwirklichen." Zuletzt hatten 2010 Studenten der Saxion-Universität Enschede/Deventer Vorschläge unterbreitet. In mehrmonatiger Projektarbeit waren Pläne entstanden, das Areal auf die (Wohn)Bedürfnisse von Studenten oder von älteren Bürgern zuzuschneiden. "Studierende der Fachhochschule Steinfurt und der Westfälischen-Wilhelms-Universität in Münster würden von einem neu geschaffenen Wohnungsangebot profitieren", hieß es bei der Präsentation im Rathaus. Die Pläne sahen Wohnanlagen für Studenten, Bungalows, Reihenhäuser sowie einen zentralen Treffpunkt vor. Den Bedürfnissen der Senioren wäre man mit einem Haus für Ärzte, Apotheke und Physiotherapeuten gerecht geworden. Auch die Randbereiche des Geländes überplanten die Studenten. Ihre Vorstellungen: die Renovierung des Bahnhofsgebäudes mit Kiosk und Café, eine Erweiterung der Feuerwehr, eine Sporthalle, ein Spielplatz und die Nutzung der Villa Heimann als Museum. Ein Jahr sind diese Pläne nun alt. Sie werden wohl noch ein wenig reifen müssen. 02.03.2011 15:38 Von Christian Bödding Copyright © Lensing Medien GmbH & Co. KG