18.03.2012 16:00 Uhr Neues Schild eingefügt: Langjährige Lücke in der Königskette geschlossen BORGHORST Eine Lücke in der Königskette der Bürger-Schützen-Gesellschaft ist geschlossen: Der Goldschmiedemeister Werner Bülter entwarf ein neues Königsschild, das an das jüdische Schützenpaar Frieda und Albert Heimann erinnert. Von Matthias Lehmkuhl Goldschmied Werner Bülter befestigt das Königsschild an der Königskette, die der 1. Vorsitzende der Bürger-Schützen, Winfried Krumme, um seinen Hals trägt. (Foto: Lehmkuhl) Schützenvereine stehen für Tradition und Brauchtum. Darüber hinaus sind sie wichtige und unentbehrliche Überlieferer der Heimatgeschichte, die so bis ins Mittelalter zurückverfolgt werden kann. Ein kleines Zeitfenster, das nur 90 Jahre zurückliegt und zwischenzeitlich in Vergessenheit geriet, erfuhr am Sonntag in einer Feierstunde im Heimathaus eine nachhaltige Erinnerung. Bürgerinitiative lud ein Die Bürgerinitiative Stolpersteine hatte im Rahmen der Feierlichkeiten zur Woche der Brüderlichkeit in den Haugen Stuoben eingeladen, weil der Borghorster Goldschmiedemeister Werner Bülter ein neues Königsschild entworfen und für die Bürger-Schützen-Gesellschaft gestiftet hatte. Das kunstvoll gearbeitete Königsschild trägt die Namen der jüdischen Familie Frieda und Albert Heimann. Es erinnert an ihre Königswürde von 1920 bis 1921 und wurde in die Königskette der Bürger-Schützen-Gesellschaft eingefügt. Damit schloss sich eine jahrzehntelange Lücke, die durch die schreckliche national-sozialistische Diktatur entstanden war und an der Stelle der Königskette bisher nur mit einem roten Faden gekennzeichnet wurde. Historischer Moment "Damit wird die geschichtliche Aufarbeitung weitergeführt, die vielleicht mit dem Einbinden des ehemaligen Wohnhauses der Familie - der Vil a Heimann - in das Projekt Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses fortgesetzt wird", meinte der stellvertretende Bürgermeister und Bürgerschütze Alfred Voges. "Sie erleben einen historischen Augenblick unserer Stadt", betonte Josef Bergmann, Sprecher der Bürgerinitiative Stolpersteine. Stifter, Hersteller und Entwerfer der Königsplakette Werner Bülter unterstrich, dass es ihm ein Herzensanliegen war, dieses Schild zu fertigen. Jürgen Saerbeck, stellvertretender Vorsitzender der Bürger-Schützen, bedankte sich bei Werner Bülter und erzählte, wie schwer es war, die Königswürde der in Auschwitz ermordeten jüdischen Mitbürger herauszufinden. Schwierige Suche So habe der Borghorster Heimatforscher Hans-Jürgen Warnecke Kontakt mit dem nach Südafrika ausgewanderten Sohn von Frieda und Albert Heimann geknüpft. Dieser habe sich daran erinnert, dass sein Vater damals nach Hause gekommen sei und zu seiner Mutter gesagt habe: "Frieda, ich bin König der Bürger-Schützen geworden. Kauf dir ein neues Kleid." Angelika Scho, Bürgerinitiative Stolpersteine, trug eine kurze Biografie über das Paar vor. Der Text stammte von der erkrankten Beate Kater. Mechthild Upmann, Bürgerinitiative Stolpersteine, stellte einen neuen Flyer vor, in dem ein Erinnerungs- und Gedächtnisgang zu Orten jüdischen Lebens in Borghorst abgebildet ist. Die Abiturienten Isabelle Adam sorgte auf ihrer Oboe für einen musikalischen Rahmen.