Ausstellung "Sonderzüge in den Tod" in Münster Münster - Die schwere Eisentür wirkt dennoch unscheinbar, kaum einer der Reisenden, die etwas in der Schließfachanlage verstauen, nimmt von ihr Notiz. Wer sie durchschreitet, gelangt in eine andere Welt: einen 109 Meter langen Tunnel, der 1923 erbaut wurde – und sich seitdem nicht verändert hat, von ein paar Leitungen unter der Decke abgesehen. Der Tunnel ist ein historischer Ort – weil er ein Überrest des im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstörten Hauptbahnhofs ist. Vor allem aber, weil in seiner unmittelbaren Nähe während der NS-Diktatur Züge der Deutschen Reichsbahn In diesem 109 Meter langen abfuhren, um Juden aus Münster und dem Münsterland in die Ghettos von Riga und Tunnel im Hauptbahnhof, nur wenige Meter von der Warschau zu deportieren – und von dort weiter in die Vernichtungslager von Auschwitz Haupthalle entfernt, wird ab und Treblinka. 18. Mai die Deportationsausstellung der Bahn zu sehen sein. Wenn am 18. Mai die Ausstellung „Sonderzüge in den Tod“ nach Münster kommt, mit der die (Foto: Matthias Ahlke) Deutsche Bahn die Rolle der Reichsbahn bei der Vernichtung der europäischen Juden beleuchtet, wird die überregionale Kernausstellung (in der Expressgutabfertigung) um einen regionalen Blick auf das Thema im Tunnel erweitert. „Ich bin gespannt, wie das in diesem Raum funktionieren wird“, unterstrich gestern Dr. Susanne Kill, Leiterin Konzerngeschichte der Deutschen Bahn, bei einem Pressegespräch anlässlich der Ausstellungseröffnung am 18. Mai. Der außergewöhnliche Ort dürfte in der Tat zu einer Herausforderung für die Ausstellungsmacher werden, die den regionalen Teil der Schau vorbereiten. Mangelndes Interesse ist indes nicht zu befrüchten, so Kill: „Bereits jetzt in Berlin ist die Aufmerksamkeit riesengroß.“ Münster sei die erste Stadt gewesen, die auf die Bahn zukam und darum bat, die WN-TV VIDEO Ausstellung auch im hiesigen Hauptbahnhof zu zeigen. Bereits 2006 hatte Christoph Strässer, SPD-Bundestagsabgeordneter, Kontakt zu Bahn-Chef Mehdorn aufgenommen – „weil viele heute überhaupt nichts mehr damit anfangen können, was damals geschehen ist“, so Strässer. Mittlerweile hat sich ein großer Initiativkreis zusammengefunden, mit der Villa ten Hompel und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit an der Spitze sowie Mitgliedern zahlreicher Parteien, Gruppen und Initiativen. „Das zeigt, dass Münster eine Stadt des Gedenkens und der Erinnerung ist“, so Strässer. Die Hälfte des erforderlichen Ausstellungsetats haben die Organisatoren bereits zusammen, Deportations-Ausstellung der den Rest hoffen sie durch Spenden aus der Bürgerschaft zusammen zu bekommen. „Je Bahn kommt weniger Geld wir bekommen, umso kleiner werden die Fotos auf den Tafeln“, so Christoph Spieker, Leiter der Villa ten Hompel. Er setzt jedoch auf eine große Spendenbereitschaft, nicht zuletzt, um ein umfassendes Begleitprogramm – unter anderem für Schüler – anbieten zu könen. Bürgerkonto: Kontonummer 34 167 205, BLZ 400 501 50, Stichwort: Deportationsausstellung – Vermittlungsarbeit. VON MARTIN KALITSCHKE, MÜNSTER URL: http://www.westfaelische-nachrichten.de/lokales/muenster/nachrichten/?em_cnt=189556&em_loc=327 © Westfälische Nachrichten - Alle Rechte vorbehalten 2008