Westfälische Nachrichten Fr., 22.11.2013 Von Dirk Drunkenmölle Vorträge, Rundgänge, Gespräche und Film Steinfurter Geschichtstag Steinfurt - Das Steinfurter Kulturforum startet eine neue Reihe. Der „Steinfurter Geschichtstag“ wird sich zukünftig einmal im Jahr mit Ereignissen beschäftigen, deren Folgen auch das Zusammenleben vor Ort beeinflusst haben. Auftakt ist am Donnerstag (28. November). Dann geht es um das Schicksal jüdischer Mitbürger. Historische Ereignisse, die die Welt bis ins kleinste Dorf verändert haben, greift das Steinfurter Kulturforum in einer neuen Reihe unter dem Titel „Steinfurter Geschichtstag“ auf, der zukünftig einmal am Ende eines jeden Jahres die Menschen dafür sensibilisieren möchte, wie und unter welchen Einflüssen sich eine Stadt und das Zusammenleben der Menschen im Laufe der Zeit verändert haben. Der Auftakt wird am Donnerstag (28. November) mit Vorträgen, Stadtrundgängen, einer Gesprächsrunde und einer Filmvorführung gemacht, die allesamt an die Riga-Ausstellung „Bikernieki – Wald der Toten“ im Oktober im Steinfurter Kreishaus anknüpft. Dabei geht es um das Schicksal jüdischer Mitbürger in der Zeit des Nationalsozialismus, um ihre Ver-folgung, Deportation und Ermordung und darum, wie Erinnerungen an diese Menschen wachgehalten werden können. Beispiele für diese Schicksale gibt in Burgsteinfurt und Borghorst unter anderem Dank der Arbeit der örtlichen Stolperstein-Initiativen zuhauf. Sie haben Dokumente gesichtet, Archive durchforstet mit Zeitzeugen gesprochen und einzigartige Dokumentationen erarbeitet, die nach Auf-fassung von Dr. Peter Krevert vom Kulturforum, zu einem großen Stück Erinnerungskultur in der Stadt beitragen. Krevert selbst steht zurzeit mit den Nachfahren von Edith Goldschmidt (wir berichte-ten) in Chile in Kontakt, Karl-Friedrich Herhaus von der Stolperstein-Initiative recherchiert, was aus den 157 jüdischen Schülern geworden ist, die nach 1853 das Arnoldinum besucht haben. „Diese Arbeit macht tief betroffen“, schildern Ursula Kunze und Josef Bergmann (sie arbeiten in Borghorst und Burgsteinfurt an der Aufarbeitung der Schicksale jüdischer Mitbürger mit) ihre Eindrücke von dem Material, das zum Vorschein kommt und mit dem sich Geschichte, wie sie sich direkt vor der Haustür abgespielt hat, so konkret nachvollziehen lässt. Dieses Ziel, das Weltgeschehen auf eine lokale Ebene runterzubrechen, verfolgt auch der Geschichtstag. Der Auftakt wird am Donnerstag um 11 Uhr am Heimathaus in Borghorst mit einem Vortrag und Erinnerungsgang gemacht. Josef Bergmann nimmt die Teilnehmer mit zu den Orten jüdischen Lebens. Um 14.30 Uhr schließt sich ein Vortrag von Karl-Friedrich Herhaus und Oliver Löpenhaus im Stadtarchiv, An der Hohen Schule 13, über „Die jüdisch-christliche Episode am Gymnasium Arnoldinum am Beispiel jüdischer Schüler aus Burgsteinfurt“ an. Im Anschluss geht es zur ehemaligen Sy-nagoge in der Kautenstege und ausgewählten Orten, wo bereits Stolpersteine verlegt worden sind. Um 18 Uhr beginnt dann eine Abendveranstaltung im Alten Burgsteinfurt Rathaus. Nach einer Gesprächsrunde mit Ahnenforscherin Ingrid König, Ursula Kunze und Mechthild Upmann von den Stolperstein-Initiativen, einem Kurzvortrag über „Edith Goldschmidt – eine Steinfurter Jüdin“ von Dr. Peter Krevert wird der Film „Wir haben es doch erlebt. Das Ghetto von Riga“, eine Produktion des LWL-Medienzentrums, gezeigt. Jens Effkemann vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge wird mit den Zuschauern anschließend über die Dokumentation diskutieren. Alle Angebote des Geschichtstages sind kostenfrei. Zukünftige Themen könnten beispielsweise Aus-wanderung oder Blüte und Niedergang der Textilindustrie sein. Für Anregungen ist das Kulturforum, Telefon 0 25 51/ 1 48 20, dankbar. „Diese Arbeit macht tief betroffen.“ Ursula Kunze und Josef Bermann