WN, 10 Mai 2005 Stolpern gegen das Vergessen Bürgermeister würde Aktion in Steinfurt unterstützen -gun- Steinfurt. Über sie sollen die Menschen stolpern. Nicht im eigentlichen Sinne, also mit den Füßen, sondern gedanklich. Die kleinen, nur zehn mal zehn Zentimeter großen Betonwürfel mit der Messingplatte erinnern an die Menschen, die von den Nationalsozialisten während ihrer Herrschaft verschleppt und getötet worden sind. Uber 5000 so genannte Stolpersteine hat der Kölner Künstler Gunter , Demnig in den vergangenen zehn Jahren in rund 70 Städten verlegt - ohne fremde Hilfe. Getragen wird die Aktion „Stolpersteine" in den meisten Kommunen von Bürgerinitiativen - wie zum Beispiel in Rheine, wo die ersten Steine im vergangenen Jahr in den Boden gesetzt wurden. Auf den Messingplatten sind jeweils Name, Geburts- und Todesdatum eines ermordeten Menschen eingraviert. Ein solches Vorhaben 60 Jahre nach Kriegsende zu unterstützen, das könnte sich auch Bürgermeister Andreas Hoge gut vorstellen, wie er gestern erklärte: „Wir müssen uns zu unserer Vergangenheit bekennen." Gleichzeitig könnten die Steine ein Zeichen gegen das Vergessen sein, so Hoge weiter. Schließlich werde die Zahl der Menschen, die die Gräueltaten der Nazis miterlebt habe, aus Altersgründen immer geringer. Hoge: „Wenn eine Gruppe sich für die-se Form der Mahnung stark macht, wird die Stadt dies sicherlich positiv begleiten." Der finanzielle Aufwand hält sich in Grenzen: 95 Euro kostet ein Stolperstein, von der Idee bis zum Verlegen einschließlich. In Rheine haben sich Sponsoren dafür gefunden — Privatpersonen., Schulen und andere Institutionen. Die Idee zu dem Projekt kam Demnig 1993. Durch ein Gespräch wurde ihm damals klar, dass die wenigsten Menschen heute wissen, was zwischen 1933 und 1945 in ihrer unmittelbaren Umgebung passiert ist. „Ausschwitz und die anderen Konzentrationslager waren der Zielpunkt, aber in den Wohnungen und Häusern begann das Unfassbare, das Grauen", wird Demnig zitiert. Und deshalb will er mitten im Alltag an die Opfer erinnern. Monumentalen Gedenkstätten könne man ausweichen, so der Künstler weiter, doch die Stolpersteine lägen buchstäblich auf dem Weg. Wie vor dem Hauptportal des Gymnasiums Dionysianum in Rheine oder am Falkenhof, wo in der Pogromnacht alle Rheiner Juden unter 50 Jahren inhaftiert waren. Wer die Inschrift lesen möchte, muss eine kleine Verbeugung machen, sich damit also vor den Opfern verbeugen. Und das ist Absicht des Künstlers.