Unzuverlässig war er nur bei der Hitlerjugend -ka- Borghorst. Eine große Gratulantenschar, an der Spitze der stellvertretende Bürgermeister Heinz Hille, Prof. Dr. Friedrich Reinmuth von der „Stolperstein“-Initiative und der Erste Vorsitzende des Heimatvereins Franz Josef Schönebeck sowie Bernhard Brüggemann von der Kolpingsfamilie waren am Samstag in das Haus Tümler gekommen, um Alfred Homann zum 90. Geburtstag zu gratulieren. Ganz besonders freute sich das Geburtstagskind über den Besuch seiner Familie mit vier Kindern, vier Enkeln sowie deren Partnern und einem Urenkel. Selbstverständlich feierten auch seine Freunde im Kegelclub „Blaor Könink“ und Damen kräftig mit. Seit 60 Jahren ist das Gründungsmitglied dieses Clubs wöchentlich im Hotel Lindenhof zu Gast, um mit seinen Freunden die Kugeln über die Bahn zu schieben. Der Senior hatte auf persönliche Geschenke verzichtet. Gerne gaben seine Gäste Spenden für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Als engagierter Bürger und Geschäftsmann war Homann in seinem Leben sehr aktiv. „Die Kolpingsfamilie hat mir viel gegeben“, sagt der Jubilar. „Aus der Hitlerjugend wurde ich mit 16 Jahren wegen politischer Unzuverlässigkeit entfernt.“ Da holten ihn Hans Dalhof und Walter Deiters in die Kolpingsfamilie, in der er jetzt bereits seit über 70 Jahren Mitglied ist. „Die kritischen Jahre waren von 1936 bis zum Kriegsbeginn, als die Nationalsozialisten unsere Kolpingarbeit beeinflussten. Wir durften uns nur noch im Kapitelsaal oder der Krankenhauskapelle versammeln.“ Diese Zeit hat Homann so geprägt, dass er noch im hohen Alter im Mai 2005 den Anstoß zur Initiative „Stolpersteine“ gab. Nach dem Krieg hatte er Präses Heinrich Timmermann beim Wiederaufbau der Kolpingsfamilie geholfen und war dort von 1945 bis 1967 Kassierer. Der Einzelhandelskaufmann wurde 1941 zur Wehrmacht eingezogen. 1945 kam er aus amerikanischer Gefangenschaft zurück, um das elterliche Geschäft für Schreib-, Spiel- und Lederwaren an der Münsterstraße, das seine Großmutter Johanna Kalthoff 1881 gegründet hatte, zu übernehmen. Als der Heimatverein in den 60er Jahren wiederbelebt wurde, war er dort für viele Jahre Kassierer. Ende der 70er Jahre gründete er mit Bernhard Wissing und Franz Kockmann sowie anderen Geschäftsleuten die Borghorster Werbegemeinschaft und verwaltete bis 1996 die Kasse. Alfred Homann lebt immer noch in seiner Wohnung im Westfälischen Hof. Trotz seiner Sehschwäche ist er fast täglich in der Borghorster Innenstadt unterwegs, sitzt aber auch gerne im bequemen Sessel, um Radio, Hörbücher oder Musik zu genießen. URL: http://www.westfaelische-nachrichten.de/lokales/kreis_steinfurt/steinfurt/?em_cnt=223424&em_loc=31 © Westfälische Nachrichten - Alle Rechte vorbehalten 2008