Vielleicht kommt Eva Wymann aus den USA Burgsteinfurt. Der Termin für die Verlegung der Stolpersteine rückt näher. Mitten in die Vorbereitungen hat Ursula Kunze mit einer Neuigkeit überrascht. Sie hat eine Einladung an die Tochter von Dr. Edith Goldschmidt, geb. Hirsch, geschrieben, deren Adresse von der Familie Appelbaum in Burgsteinfurt bekannt war. Eva Wyman ist mit ihrer Mutter 1939 in einer abenteuerlichen Flucht über Italien nach Santiago de Chile ausgewandert. Jetzt lebt sie in den USA – und vielleicht, so hofft die Steinfurter Stolperstein-Initiative, kann sie zur Verlegung der Stolpersteine für ihre Großeltern Selma und Otto Hirsch im Juni nach Burgsteinfurt kommen. Die 1996 verstorbene Edith Goldschmidt hat im März 1991 im Alten Rathaus in Burgsteinfurt auf Einladung der Volkshochschule einen Vortrag „Auf der Suche nach einer Heimat“ über ihr Leben gehalten. Sie ist in Burgsteinfurt aufgewachsen. Ihre Autobiografie „Drei Leben“ liest sich sogar teilweise recht amüsant, weil Goldschmidt nicht nur über eine scharfe Beobachtungsgabe verfügte, sondern auch über Humor, mit dem sie ihre Erlebnisse ironisieren konnte. Trotz erlebten Schreckens und erfahrener Ablehnung stellte sie anlässlich ihres Vortrages fest, dass sie nie aufgehört habe, sich als Deutsche zu fühlen. Sie sei als deutsche Jüdin geboren und wollte das deutsche Leben einer Jüdin leben. Mit diesem leidenschaftlichen Bekenntnis für Deutschland gehörte sie zu den jüdischen Menschen, deren Sehnsucht nach ihrer deutschsprachigen Heimat größer war als ihre Ängste vor dem Zurechtfinden in dem neuen deutschen Staat. Allerdings brauchte auch sie zunächst Zeit, denn sie war 34 Jahre seit ihrer Flucht in Südamerika. Ab 1973 lebte sie in Bonn, wo sie 1996 verstorben ist. Der mögliche Besuch von Eva Wymann hatte zunächst den Gesprächsmittelpunkt bei dem Treffen der Initiativen aus Borghorst und Burgsteinfurt gebildet. Im Verlauf des Austausches wurde intensiv über die Nutzung der Villa Heimann diskutiert. Die vorliegenden Konzepte, so fasste Ulla Kunze zusammen, werden von den Burgsteinfurtern voll unterstützt. Einigkeit und Übereinstimmung konnte sehr rasch in dem Punkt erzielt werden, dass beide Gruppen einen Ort wünschen, an dem ein sogenanntes offenes Lernen stattfinden kann. Recherchen sollten betrieben werden und es müsse ein Archiv entstehen, dass das Forschen nach jüdischen Menschen erleichtert. „Wir wollen aber keine Kopie der Villa ten Hompel“, erklärte Klaus Adam, „sondern eine Begegnungsstätte, die unsere eigene Handschrift trägt.“ Die nächste gemeinsame Aktion wird das Aufstellen von Tafeln in Borghorst und Burgsteinfurt sein, die im Rahmen der Wanderausstellung „Sonderzüge in den Tod“ stattfindet. 14 · 05 · 08 URL: http://www.westfaelische-nachrichten.de/lokales/kreis_steinfurt/steinfurt/?em_cnt=256606&em_loc=31 © Westfälische Nachrichten - Alle Rechte vorbehalten 2008