WN, 20 11 2007 Warten auf ein Lebenszeichen Maria Weßling erinnert sich an Carl Eichenwald -gun- Borghorst. „Warum hat Carl sich nach dem Krieg nie wieder gemeldet?" Diese Frage beschäftigt Maria Weßling bis heute. Vor allem aber ihre Freundin aus der Emsdettener Bauerschaft Veltrup könne nicht verstehen. dass Carl Eichenwald nach seiner Flucht in die USA kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben hat, sagt die 76-jährige. „Sie waren in den 30er Jahren so gut befreundet."' Maria Weßling erinnert sich gut an Carl, den Sohn von Abraham und Clara Eichenwald. Das jüdische Ehepaar hatte in einem Teil des heutigen Modehauses Wissing ein Textilgeschäft, Sohn Carl fuhr zudem mit einer Kollektion im Auto von Hof zu Hof, um Stoffe zu verkaufen. Bei seinen Touren schaute er auch immer hei den Eltern von Maria Weßling vorbei. „Einmal", das wird sie nie vergessen, „lag ich mit Verbrennungen im Bett." Carl Eichenwald besuchte das kleine Mädchen und „schenkte mir gleich eine ganze Reihe von kleinen Musterstoffläppchen für meine Puppen". Die Freude darüber war bei Maria Weßling damals riesengroß: „Wir hatten ja sonst nichts.- Carl Eichenwald war ein guter Mensch, weiß Maria Weßling und ihr fällt dabei noch eine Geschichte ein: „Unsere Magd, so hieß das Personal auf dem Hof, wollte gerne eine Nähmaschine haben.' Das notwendige Geld für eine solch große Anschaffung fehlte ihr aber „Carl hat es ermöglicht, dass sie die Maschine nach und nach bezahlen konnte." Noch nach dem Krieg habe die Angestellte immer wieder betont: „Ohne die Großzügigkeit von Carl Eichenwald hätte ich mir nie eine Nähmaschine leisten können." Bevor der jüngere der beiden Eichenwald-Söhne vermutlich Anfang 1939 nach Amerika emigrierte, musste er sein Auto los werden, „Einen Opel V 8." Die Eltern von Maria Weßlings Freundin haben den Wagen gekauft: „Als sie ihn in Borghorst abholen wollten, waren die Autogriffe mit Kot vollgeschmiert." Eine Tat, die für die 76-jährige heute noch unverständlich ist. Nach Ende der Nazi-Herrschaft hat die Familie der Freundin versucht zu erfahren, wo Carl Eichenwald geblieben ist: „Doch niemand hat seine Adresse herausgefunden." Dass im kommenden Jahr mit Stolpersteinen auf der Münsterstraße an die Familie Eichenwald erinnert werden soll, freut Maria Weßling deshalb ganz besonders. I Die Bürgerinitiative Stolpersteine ist auf der Suche nach weiteren Informationen über die Familien Eichenwald und Hertz. Ansprechpartner ist Josef Bergmann, Telefon 20 42.