Dokumentation Borghorst

Münsterstraße 61

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Hier lebte die Familie Löwenstein-Gumprich.

Marianne und Hans Löwenstein mit Hausangestellter Elisabeth Grundschöttel

Marianne und Hans Löwenstein mit Hausangestellter
Elisabeth Grundschöttel

Moritz Löwenstein (*1988 in Horstmar) betrieb in Horstmar zusammen mit seinem jüngeren Bruder Bernhard Löwenstein (*1895) einen Altwarenhandel. Seine Ehefrau Else (*1896), Tochter von Moses Gumprich aus Borghorst, verstarb bereits 1934. Sie hatten zwei Kinder: Hans Bernhard (*1921) und Marianne (*1926).
1936 wurde der Gesamtbesitz der Löwensteins in Horstmar zwangsversteigert. Moritz zog mit seinen Kindern  nach Borghorst in das Elternhaus seiner verstorbenen Ehefrau, heute Münsterstr. 61. Den Altwarenhandel führte er mit seinem Bruder Bernhard, der auch nach Borghorst gezogen war, in einem rasch aufgebauten Lagerschuppen in Horstmar weiter.

Alfred Gumprich (*1901), der Schwager von Moritz Löwenstein, heiratete 1926 Klementine Wähning aus Emsdetten. Zeitweilig lebten die beiden im Ruhrgebiet, spätestens seit Herbst 1936 wohnten sie mit der Familie Löwenstein in diesem Haus.

Am Tag nach dem Novemberpogrom wurden Moritz und und sein Bruder Bernhard verhaftet. Moritz musste sein Haus räumen und wurde zu Erdarbeiten in der Bauernschaft Dumte zwangsverpflichtet.

Im März 1939 gab Moritz seinen fast 18-jährigen Sohn Hans Bernhard in die Obhut seines Bruders Bernhard und seines Schwagers Alfred Gumprich; die drei wollten versuchen, über die Grenze nach Belgien zu flüchten, um bei Martha Löwenstein, einer Schwester von Bernhard und Moritz, in Belgien Unterschlupf zu finden. An der Grenze wurden sie mangels gültiger Reisepapiere verhaftet und in das Internierungslager „Camps de Gurs“ am Westrand der Pyrenäen verbracht.

Am 13. Dezember 1941 wurden Moritz und Marianne nach Riga deportiert. Von dort werden Vater und Tochter am 1. Oktober 1944  in das KZ Stutthof deportiert. Am 30. Dezember 1944 wird Moritz dort ermordet. Von Marianne ist kein Todesdatum bekannt.

Bernhard Löwenstein und Alfred Gumprich wurden am 7. September 1942 von Drancy aus nach Auschwitz deportiert, wo sie wenig später ermordet worden sind.
Über das Schicksal der Ehefrau von Alfred Gumprich, Klementine, geb. Wähning, ist nichts Näheres bekannt.

Hans Bernhard Löwenstein hat in Frankreich überlebt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat er sich nachweislich in Paris niedergelassen und eine Frau katholischen Bekenntnisses geheiratet. 1955 war er noch einmal zu einem Kurzbesuch in Borghorst, wobei er berichtete, dass er in Paris ein Juweliergeschäft habe. Er verstarb dort in den späten 90er Jahren.

Siegfried Löwenstein (*1906 in Ibbenbüren) war von Beruf Kaufmann. 1930 kam er nach Borghorst, wo er Martha Eichenwald (*1898) heiratete. 1936 zogen sie von Borghorst nach Gronau. Nach ihrer Flucht wurden Martha und Siegfried in den Niederlanden gefasst und am 30. April 1943 im KZ Sobibor ermordet.

Details zu den Personen in der Datenbank:
Moritz Löwenstein | Else Löwenstein | Hans Löwenstein | Marianne Löwenstein | Bernhard Löwenstein | Siegfried Löwenstein | Martha Löwenstein | Alfred Gumprich

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